Nibelungentreue

Das 1909 durch Fürst v. Bülow geprägte Schlagwort meinte die unverbrüchliche Bündnistreue zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn. Was uns in den Ersten Weltkrieg hinabriss. Die N. bezieht sich etwas schief auf den im mittelhochdeutschen Heldenepos Nibelungenlied geschilderten Gewissenskonflikt des Markgrafen Rüdiger von Bechelaren, der sich im Kampf der Hunnen gegen die Burgunden zwischen seiner familiären Bindung an die Burgunden (= Nibelungen) und seiner Lehnspflicht gegenüber dem Hunnenkönig Etzel entscheiden musste. Er stand zu dem fremdstämmigen Lehnsherrn und kämpfte gegen seine eigenen Leute. Dieser Abfall von der strengen altgermanischen Sippenbindung war eine Parallele zu der Entscheidung Kriemhilds, die Treue zu ihrem ermordeten Gatten Siegfried wichtiger zu nehmen als die Blutsbindung und deshalb ihre schuldig gewordenen Brüder umbringen zu lassen. Weil der Vergleich so falsch war wie der daraus entstandene Erste Weltkrieg desaströs, ist der Begriff N. heute nur noch als Warnung vor übertriebener Vasallentreue im Gebrauch (vgl. Geschichtsbewusstsein).

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