Lektorat

Früher war das L. die Abteilung in einem Buchverlag, in der die Literaturkenner saßen, die eingegangene Manuskripte prüften und die besten aussuchten, die sie dem Verleger zur Produktion vorschlugen. Heute ist das L. personell überall so ausgedünnt, dass dort kaum noch eine Prüfung der eingegangenen Manuskripte stattfinden kann. Deswegen verlässt man sich entweder auf die Vorauswahl, die in ausländischen Hitlisten getroffen wird, kauft die Lizenz und bedient den Markt mit Übersetzungen, oder man verlässt sich auf die Literaturagenturen, die eine Vorauswahl treffen und den Verlag nichts kosten, weil sie von den Autoren bezahlt werden. Was nach einer sehr geschickten Weiterentwicklung des Verlagswesens aussieht, hat allerdings den Pferdefuß, dass Übersetzungen fast immer ein Behelf sind, weniger gut als das Original, und dass die Literaturagenturen stets die Manuskripte empfehlen, die für das breiteste Publikum attraktiv erscheinen, weil sie selbst prozentual am Verkaufserfolg beteiligt sind. So ist der L.- Rückbau die Erklärung dafür, dass von den etablierten Verlagen kaum noch anspruchsvolle Literatur veröffentlicht wird, diese Risiko-Sparte vielmehr fast ganz den Kleinstverlagen überlassen bleibt (vgl. Bestseller, Agentur, Literatur).

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