Jörgen Bracker: furor maris

 

Historie mit Phantasie kalfatern

 

(Jörgen Bracker: furor maris – Gespenstische Lissabonreise, Historischer Zeitroman, Books on Demand, Norderstedt 2018, 328 Seiten, 11.99 Euro, ISBN 978-3-7528-0737-0)

 

Der Schrecken des Meeres waren sie, die Herren Claus Störtebeker, Goedeke Michel und all die anderen Vitalienbrüder. Man nannte sie Freibeuter, Seeräuber, Piraten und was es sonst noch an Schimpfnamen für sie gab. Dabei hatten sie ursprünglich als Dienstmannen für Fürsten und Städte gekämpft, als Kaperfahrer im offiziellen Auftrag, mit Kaperbriefen ausgestattet. Aber als irgendwann die Aufträge ausblieben, machten diese wetterharten und kampferprobten Gesellen sich selbständig und überfielen alles, was ihnen in die Quere kam. So wurden sie in der Zeit um 1400 auch zum Schrecken der Deutschen Hanse, dieser länderumspannenden Vereinigung niederdeutscher Kaufleute, und fielen damit ins Fachgebiet von Jörgen Bracker, dem ehemaligen Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte. Nicht zufällig firmiert Hamburg ja heute noch als Hansestadt Hamburg.

Der Hamburger Autor legt hiermit nach dem 2017 erschienenen Roman mit dem Titel „Genannt Claus Störtebeker“ den zweiten Band seiner Störtebeker-Trilogie vor. Ein dritter Band soll unter dem voraussichtlichen Titel „Ein Gral für die Königin“ folgen. Dabei sind alle drei Bände selbständig und in sich abgeschlossene Erzählungen. Der Autor, selbst ein erfahrener Skipper, weiß, wovon er erzählt. Und er weiß, wie man Spannung aufbaut und sie hält. Er versteht es, die Hauptfigur seines Romans, den historisch belegten Hamburger Ratsherrn Nikolaus Schoke, Richter über Leben und Tod der Freibeuter Claus Störtebeker und Goedeke Michel, auf seiner abenteuerlichen Fahrt nach Lissabon so darzustellen, dass er einem ans Herz wächst und dass es einen trifft, wie der gute Mann schließlich endet. Dabei geht es einmal nicht wie sonst stets bei der Deutschen Hanse um den Handel mit Dorsch und Salz, mit Wachs, Getreide, Tuchen oder Bier und Wein, es geht um die damals allerwertvollste Handelsware, die Knochen und Knöchelchen von Heiligen, die man für alle Kirchengründungen und für Amulette benötigte. Dieses Thema gibt dem Buch, das voll ist von dem ewigen Kampf der Seeleute mit den Tücken des Wetters und der See eine zusätzliche, neue Dimension, die ungewöhnlich ist.

Dazu noch im Anhang das über Erfundenes und Tatsächliches aufklärende Nachwort des Autors, eine Liste mit weiterführender Literatur, ein fünf Seiten langes Glossar der vielen Fachbegriffe aus der Schifffahrt und der Zeit sowie ein ausführliches Personenverzeichnis. Damit wird dieser Abenteuerroman für den an den Höhepunkten der abendländischen Geschichte interessierten Leser zu einem wahren Abenteuer.     

(Walter Laufenberg in: www.netzine.de)

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