Archiv der Kategorie: U

U-Musik

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

U-M. ist der Sahnetupfer des Alltags, also mit Vorsicht zu genießen. Denn ein Kopf, der sich ständig von U-M. zudröhnen lässt, ist bald so attraktiv wie ein Bauch, der ständig mit Sahne vollgestopft wird (vgl. Hohlkopf).

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Überalterung

Popanz der Politiker, denen beim Ansteigen des Anteils der Alten an einer Gesellschaft weniger Steuereinnahmen, weniger Wehrpflichtige, weniger Gebärfreudige und weniger Leichtverführbare zur Verfügung stehen. Deshalb dramatisieren sie die Ü. als Gefahr für die Rente und das Gesundheitswesen. In den Zeiten, da Alter noch mit Erfahrung und Überlegenheit gleichgesetzt wurde, war ein Ausdruck wie Ü. unmöglich. Dass er heute in aller Munde ist, beweist, dass die erfolgreiche Steigerung der Lebenserwartung uns  – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – nichts bringt (vgl. Alt, Schafsköpfigkeit, Wortsetzungsmacht).

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Überentwicklung

Der Mensch ist das einzige Tier, das mit dem Wissen vom Tod leben muss. Weil das extrem belastend ist, neigt er dazu, sich immer mal wieder wie ein Schwein zu benehmen (vgl. Ratio).

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Überfluss

Ü. ist zehn Regalmeter Essigvarianten und fünfundzwanzig Regalmeter Ölvarianten im Supermarkt der Vorstadt (vgl. Qual, Wohlstand).

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Übergangsregierung

In der Presse ist mal bei diesem und mal bei jenem Staat die Rede von einer Ü., die neu sei. Die Regierung, deren Ablösung sie ist, war also eine Untergangsregierung. Definiert sich doch nach unserer Logik alles von seinem Gegenteil her. Warum nur hat man das nicht schon vor Jahren so gelesen? (Vgl. Journaille, Logik).

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Übergewicht

Mit dem harten Unwerturteil Ü. ist eine Abweichung nach oben von einem auf Geschlecht, Alter und Körpergröße bezogenen Gewicht gemeint, das als normal gilt. Dieses so genannte Normalgewicht ist allerdings ein Unsinn, weil die Natur keine Normen kennt. Es gibt nur Durchschnittswerte, die man durch Erhebungen auf Massenbasis findet. Die aber ändern sich, genau wie die wechselnden Moden unterworfenen Vorstellungen von einem schönen Körper, die bei der Festlegung des Normalgewichts mitspielen. Das bedeutet, dass das Normalgewicht von heute nicht mehr ist als der ermittelte Durchschnittswert und das Menschenbild von gestern und dass man morgen das Ü. sowie die Schönheitsvorstellung von heute als Normalgewicht bezeichnen wird (vgl. Forschung, Normen, Rubens, Schönheitsideal).

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Überleben

In immer mehr Naturfilmen wird uns vorgeführt: Es geht in der Natur ständig ums Fressen und Gefressenwerden. Alles Leben ist Jagd und Flucht vor dem Jäger, mit nur zeitweiligem Kampf um den Geschlechtspartner und das Revier. Der Mensch mit seinem extrem entwickelten Gehirn hat dieses rabiate Prinzip der Natur ergänzt und kultiviert, indem er den simplen Wunsch zu ü. ausgebaut hat, vor allem zu dem rücksichtslosen Bedürfnis, sein Leben auch in anderen Menschen zu genießen, die ihn bewundern oder fürchten sollen oder sich wenigstens an ihn erinnern (vgl. Egoismus, Ich-Instinkt, Nachruhm).

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Übermensch

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Illustration: Guntram Erbe, Hilpoltstein

Der Ü. war die Lieblingsvorstellung Friedrich Nietzsches. Der von ihm propagierte Ü. sollte sich in dem Maße vom Menschen unterscheiden, wie der Mensch sich vom Affen unterscheidet. Was sich als nicht realistische Entwicklungsperspektive erwiesen hat. Sind und bleiben wir Menschen doch Wesen, die nur bis eins zählen können. Denn das Ich ist Einzahl – und darüber geht uns bekanntlich nichts (vgl.: Ich, Eigenliebe, Evolution).

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Übersetzung, literarische

Es gibt immer nur die beinahe genaue Wiedergabe der Vorlage in einer anderen Sprache, weil die Sprachen zu unterschiedlich in ihren Eigenarten und Möglichkeiten sind. Ein typisches Beispiel für dieses Manko ist das Drama des Aristophanes, das in deutscher Ü.  “Die Vögel” heißt und im Englischen “The Birds”, aber den griechischen Originaltitel “Ornithes” trägt. So bezeichnen die Griechen nur eine einzige Gattung der Vögel, nämlich die fluguntauglichen, also erdgebundenen. Deshalb ist schon der Titel dieses antiken Stückes eine Tragödie für sich, die Ü. eine weitere (vgl. Glücksspiel, Nebengeräusche,    Sprachkunst).

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Überzeugung

Als Ü. bezeichnen wir den Glauben, etwas Bestimmtes zu wissen, wenn dieser Glaube sich so festgesetzt hat wie Rost, auch genauso eine auffällige Färbung zeigt und sich nur schwer entfernen lässt (vgl. Glaube, Meinung 2, Wissen).

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