Laufenbergs Läster-Lexikon
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Archiv der Kategorie: Reisebilder
Kreuzfahrt ans Ende der Welt – Nordkap und Spitzbergen (2018)
Aber bitte bequem, so heißt die Devise. Deshalb schon am Vortag der Norwegen-Kreuzfahrt mit dem Intercity ohne Umstieg in sechs Stunden von Mannheim nach Kiel. An einem heißen 10. Juni. Das Zimmer im Interncityhotel am Hauptbahnhof Kiel ist reserviert. Kiel als erstes Reiseziel, Kiel ganz oben in Deutschland. Da kommt einem der dumme Ausdruck kieloben in den Sinn. Nur gut, dass man nicht an böse Omen glaubt. Ist bloß sonderbar, dass ein so wichtiger Begriff aus dem Schiffbau zum Namen einer Großstadt wurde. Immerhin ist der Kiel so was wie das Rückgrat, auf dem sich das ganze Schiff aufbaut. Und jetzt wird die Randlage-Stadt Kiel auf einmal zu einem der wichtigsten Rückenwirbel des neuen Hits Kreuzfahrttourismus.
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Trotz allem auf nach Israel! (2017)
Schon im Frankfurter Flughafen wird eindrucksvoll unterstrichen, dass es ins Heilige Land geht: Polizisten mit Maschinenpistolen am Check-In von El Al, dann auch noch in dem völlig abgelegenen Warteraum. Und neben dem Flieger ein gepanzertes Polizeifahrzeug. Dafür muss man Verständnis aufbringen. Ist doch alles, was als heilig gilt, selbstverständlich Streitobjekt, weil das Heilige, egal um welches es gerade geht, keine Konkurrenz durch Andersheiliges dulden kann. Ist es doch stets allein selig machend. Das macht weltweit die Friedhöfe groß, wenn auch die Erde nicht friedlich.
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Unterwegs diesseits und jenseits der deutsch-polnischen Grenze (2017)
Aber zunächst eine Zwischenstation: Heil in Weimar angekommen. Natürlich im Hotel Elephant, weil Goethe an so manchem Abend im Elephantenkeller seinen Stammplatz gehabt hat. Leider ist der Großmeister der Schreiberei nicht mehr da, doch begegnet er mir in der Stadt auf Schritt und Tritt. Goethehaus und Goethe-Memorabilien aller Art in den Klimbimläden, Goethe und Schiller überlebensgroß vor dem Theater, Goethes Gartenhaus an der Ilm und die Buchhandlungen voller Goethe. Man atmet Goetheluft, speist mit Goetheappetit, trinkt Wein und Bier nach Goethes Herzenslust. Dabei ist der Mann nicht im BMW, Audi oder Mercedes herumgesaust, hat kein Flugzeug und keine Eisenbahn gekannt, hat nicht einmal ein Fahrrad und einen Laptop gehabt, auch kein Tablet und Smartphone, der Ärmste. So nackt kann er eigentlich mit keinem von all den Besuchern mithalten, mit Besuchern aus aller Welt, die ihn trotzdem verehren. Warum nur? – Kein Mensch zu sehen, der mit einem Goethebuch in der Hand dasitzt oder herumläuft statt mit einem Handy.
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Auf nach Russland! (2017)
Jeder, ja, ausnahmslos jeder sieht sich im Mittelpunkt der Welt. Schon deshalb ist die Herumreiserei, der wir uns so gern hingeben, sinnvoll. Sie lässt uns aus dem Mittelpunkt rutschen. Weil wir damit zurechtkommen müssen, dass unsere Nationalität ein bloßer Zufall ist, genau wie unsere Sprache und unsere Religion und unser Beruf, unser Geschlecht, unser Alter und unsere Größe sowie Hautfarbe. Gibt es erstaunlicherweise alles auch ganz anders und doch genauso menschlich. Deshalb gibt es so viele Mittelpunkte der Welt, wie es Menschen gibt.
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Im Salzkammergut, da … (2015)
Ja, stimmt, und da müsste man sich eigentlich auch besonders sicher fühlen, weil so imposante Felskolosse die Straßen flankieren. Aber sie machen mich klein und lassen mich verloren erscheinen, wie zwischen die Beine von Mammuts und Elefanten und Riesendinos geraten. Da nützt mir nicht einmal, dass ich mir vorstelle, das unendliche Himmelsblau sei bloß phantasievoll mit Bergzackenbildern bemalt, um keine blaue Langeweile aufkommen zu lassen. Nein, alles ist Wirklichkeit, wenn auch ein bisschen übertrieben. Etwa dass die stoppelbärtigen Hänge von der halben Höhe bis in die letzten Spitzen weiß überpudert sind, das wäre wirklich nicht nötig gewesen. So ein zusätzlicher Aufwand. Bin ich doch schon zufrieden damit, dass die Straße keine Löcher aufweist, dass Sturm und Eis abgemeldet sind und der Steinschlag ein anderes Timing hat als ich.
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Indian Summer (2014)
Ich gestehe, ich habe noch einmal mitgemacht bei dem modischen Kreuzfahrtrummel. Ich habe mich von den literarischen Aspekten dieser Tourismusvariante reizen lassen, die mir unter den beiden Stichwörtern Narrenschiff und Schlaraffenland vertraut waren. Außerdem sollte ja auch einiges zu sehen sein. Vor allem die herbstliche Buntfärbung der Wälder in den Neuenglandstaaten. Dazu kämen etliche Städte, in denen das Schiff mit den mehr als zweitausend Touristen jeweils für ein paar Stunden anlegen würde.
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Auf Kreuzfahrt rund um Britannia (2014)
Die hellen Abbruchkanten der Kreidefelsen von Dover sind ein Grund zum Jubeln. Oder zumindest zum Knipsen. Da sind sich die Touristen einig, die sich an der Reling zusammenquetschen. Aber warum nicht auch den grünen Pelz bejubeln, den die Felsen tragen, und erst recht das dicke graue Untier auf ihrem Rücken, genannt Dover Castle? Symbol der abweisenden Haltung Englands, der berühmt-berüchtigten splendid isolation. Die ließ den gegenüber liegenden flachen und dunklen Streifen Land zum Feindbild werden, für hundert Jahre. Denn dieser Landstreifen ist die französische Küste. Jetzt torkeln zwischen den alten Frontlinien Segelboote wie Kohlweißlinge, von denen man ebenfalls nie weiß, wohin der Flug geht. Jedenfalls sind die weißen Schaumhäufchen, die so kurzlebigen, keine Blüten, auf denen die Falter zur Ruhe kommen können.
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Resteverwertung in der Westtürkei (2014)
Istanbul. Den Besucher empfängt eine Textilorgie: Die türkische Flagge da und dort und überall, an Gebäuden und Schiffen und einsamen Riesenmasten, in Formaten, die mit Fußballfeldern rivalisieren. Und das ohne jeden besonderen Anlass. Kein Feiertag, kein Jahrestag, einfach nur, weil das Flattern so schön ist. Die Flagge zeigt die schmale Sichel des abnehmenden Mondes mit dem Abendstern gegenüber, allerdings, wenn der Wind sich dreht, den zunehmenden Mond. Eine Wetterwendigkeit, die den Abendstern nicht zu beeindrucken scheint. Er sieht über alles hinweg, was früher einmal war, über Altgriechisches und Byzantinisches, über Römisches und Frühchristliches, und leuchtet nur für das Land des Propheten.
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Komm mit mir nach Afrika! (2013)
Auf dem ersten Tagesplan der Rundfahrt durch Namibia, das ehemalige Deutsch-Südwestafrika, steht die Plattitüde, die als eine alte afrikanische Weisheit ausgegeben wird: „Selbst eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“ Meine ersten Schritte aus dem Zimmer der ersten Lodge, in die ich nach fast 24 Stunden Anreise endlich gekommen bin, führen mich vor die Tür der ebenerdigen Unterkunft – und in den Regen. Das war noch eine schnelle Tour, weiß ich, denn vor hundert Jahren dauerte die Reise mit dem jeden Mittwoch von Hamburg ablegenden Dampfer nach Lüderitzbucht 26 Tage. Heute meint auch der Himmel es gut mit der Reisegruppe, die aus dem kalten November-Deutschland gekommen ist, und überfällt uns nicht mit einem Sonnenschock. Und gleich hinter dem Flughafen von Windhoek habe ich den ersten Pavian gesehen. Na, also, es geht doch. Das Äffchen saß auf dem unteren Gestänge eines Telegraphenmastes – und beachtete mich überhaupt nicht.
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Der alte Heide in der Heide (2013)
Das Erste, das mir auffiel, als der Zug mit dem schönen Namen Heidesprinter mich von Hannover in die Heide brachte, waren Windräder. Darunter Maisfelder, Maisfelder, Maisfelder, die sich abwechselten mit Kiefernwäldern, Kiefernwäldern, Kiefernwäldern. Wenig Wind, aber viel Grün rechts und links von mir. Erfreulich. Wahllos hinein gesprenkelt diese braven Einfamilienhäuser, gebrannter Klinker im Fassonschnitt. Stumpfer Spitzgiebel und rotbraune Dachpfannen. Dann auf einmal dunkelbraun zotteliges Vieh in stoischer Haltung. Wie eine Büffelherde, solange keine jagdlüsternen Indianer in der Nähe sind. Die rötlichen Kiefernstämme aber reißen mich in eine andere Richtung, hin zu der preußischen Streusandbüchse, geradewegs nach Berlin und zu Leistikow, der sie so nackt und verschämt errötet gemalt hat.
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