Archiv des Autors: Laufenberg

911. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Der Mond, heute sehe ich ihn hier, gestern war er noch dort. Dabei wird er auch immer größer. Wie er strahlt, das muss meinen Vorvorvorfahren unheimlich gewesen sein. So was wie ein Superauge, das sie verfolgte. Und ich kann über solche Ängste nicht einmal lachen, obwohl ich weiß, dass der Mond überhaupt kein Licht hat, nur ein angestrahlter Klotz ist, der wie am Draht um mich herum geschleudert wird, genauso wie ich um die Sonne. Bringt mich das doch auf den Verdacht, dass wir Leute von heute vermutlich genau wie unsere Vorvorvorfahren auch an Dinge glauben, die sich irgendwann als völlig anders erweisen. 

 

Aus Alt mach Neu! Jetzt beschert die Facebook- und Instagram-Mutter Meta uns eine neue KI-Modellreihe namens Massively Multilingual Speech (MMS), die mehr als 1.100 Sprachen beherrscht. Und die soll sogar auf bis zu 4.000 Sprachen ausgebaut werden. Die Textgrundlage dafür ist das Neue Testament, heißt es, weil es das in sehr vielen Sprachen gibt. Dachte ich’s mir doch, dass auch hinter der Bibel die Amerikaner stecken.

 

Im ganzen Mai keinen einzigen Maikäfer gesehen. Zum Ausgleich bot sich mir von meinem Schreibtisch aus der Anblick eines veritablen U-Boots. Auf dem Rhein. Das Schiff war auf der Fahrt von Kiel zum Technikmuseum in Speyer. Allerdings nicht im Wasser, sondern auf einem Spezialfrachter, quasi über dem Wasser schwebend. Ein absolut peinlicher Anblick. Wie unter den Rock geschaut: Splitternackt die glatten, prallen Rundungen, die sonst immer verborgen bleiben. Ich musste es mir verkneifen, ein Foto zu machen. Wollte ich doch nicht riskieren, Me-too-Aktivistinnen oder ähnlich engagierten Gutmenschen übel aufzufallen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Wie heißt übrigens die Tochter? – Nein, nix mit haha.

 

Nichts geht über die Muttersprache. Immer wieder behaupten Sprachwissenschaftler, mehrsprachig aufgewachsene Kinder seien im Vorteil gegenüber den einsprachig aufgewachsenen. Für die Brauchbarkeit im Berufsalltag mag das sogar stimmen, weil eine gewisse oberkellnerhafte Sprachwendigkeit meist genügt. In der anspruchsvollen Literatur glänzen aber nach wie vor die einsprachig Aufgewachsenen. Weil man in einer Sprache leben muss, um sie wirklich zu beherrschen. Immerhin gibt es auch mehrsprachig Aufgewachsene unter den großen Könnern, beispielsweise Stefan Heym, Rainer Maria Rilke, Annette Kolb, René Schickele, Yvan Goll, Paul Celan, Terézia Mora, Vladimir Nabokov, Herta Müller, Elias Canetti, Joseph Conrad und Jorge Semprun.

 

Einen münzgroßen Computerchip ins Gehirn stecken, wie in einen Automaten, und der Gelähmte kann wieder laufen. Bisher waren solche Experimente mit Gehirnimplantaten zur Behebung von schweren Krankheiten und Behinderungen nur bei Tieren erlaubt. Jetzt aber wurden in den USA die dafür nötigen klinischen Tests mit Menschen erlaubt. Das ist ein Wendepunkt der menschlichen Entwicklung, an dem die tollsten Hoffnungen realisierbar erscheinen, aber auch die schlimmsten Missbrauchsbefürchtungen, weil in immer mehr Ländern der Erde, auch in solchen mit angeblicher Demokratie, autoritäre Herrscher die Macht an sich reißen.

 

Am 18. Mai wurde in der Frankfurter Paulskirche das Jubiläum der ersten in Deutschland etablierten Demokratie gefeiert. Der von 1848. Der Bundespräsident würdigte mit bewegten Worten die Leistung der „Revolutionäre“, die uns dazu verholfen haben. Da zeigte sich wieder der changierende Charakter des Wortes Revolutionäre: Sind diese mutigen Leute erfolgreich, werden sie als Helden gefeiert, doch solange sie nicht erfolgreich sind, werden dieselben Leute als Verbrecher verfolgt.

 

Der Buchbinder hatte keine Schwierigkeiten damit, Goethe und Tschechow in einem Hardcover-Band aufeinander zu kleben. Wie ich keine Schwierigkeit damit hatte. Basiert doch unser abendländisches Denken auf dem Grundsatz, dass jedes Phänomen sich von seinem Gegenteil her definiert. Und ein krasserer Gegensatz als Goethe und Tschechow geht kaum. Deshalb die besondere Art meiner aufrichtigen Bewunderung für diese beiden Groß-Schriftsteller. Ein einziges Lesevergnügen, versprochen. https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/goethe-und-tschechow-kuehler-kopf-und-warmes-herz/

 

 

 

Veröffentlicht unter Aktuell | Kommentare deaktiviert für 911. Ausgabe

910. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Neuerdings gilt die Formel Null als der Hit: Das große Rennen um Sicherheit und Hilfe im Alltag. Ausgetragen von den beiden größten Vereinen Deutschlands. Der zweitgrößte Verein, der ADAC, der ständig neue Mitglieder gewinnt, ist mit jetzt 21,4 Millionen Mitgliedern drauf und dran, den größten Verein (nicht im juristischen Sinne) die Römisch-Katholische Kirche Deutschlands, die ständig Mitglieder verliert und jetzt nur noch 21,6 Millionen Mitglieder hat, zu überholen.

 

Manchmal macht unsere Journaille den Eindruck, dass ihr nur die Linken recht sind und alles, was die Rechten tun und wollen, ihr zu link ist.

 

Immer wieder reizvoll: die Sprache der Tiere. Schweizer Forscher haben jetzt die Lautäußerungen der Schimpansen, unserer nächsten Verwandten, identifiziert. Bei denen gibt es nur zwei Wörter. Das eine ist „Huu“ und dient als Ausdruck der Überraschung, das andere ist „Waa“ und fordert zum Mitmachen bei Angriffen oder bei der Jagd auf. Also ein Wort der Reaktion und ein Wort der Aggression. Und besonders beliebt ist der Zwei-Wörter-Satz „Huu Waa“, der auch von den anderen Schimpansen verstanden wird. Dass die Schimpansen mit diesen beiden Wörtern und dem einen Satz auskommen, ist natürlich für alle „Zurück-zur-Natur“-Propagandisten ein Schlag ins Gesicht: „Huu!“ Andererseits kann man das als einen Vorzug sehen, weil wir Menschen unsere Sprache angeblich nur dazu nutzen, die Wahrheit zu verschleiern. Was man allerdings auch mit dem Vortäuschen von Überraschtheit „Huu“ machen kann, wenn es sich in Wahrheit um einen Angriff „Waa“ handelt. Bei kriegerischen Überfällen seit eh und je üblich.

                                                                                                          

In dem Zusammenhang: Das Bundesland Bremen hat jetzt seiner Bevölkerung ein besonderes Geschenk gemacht: Die Landesverfassung ist in sogenannter Einfacher Sprache erschienen, d. h. in kurzen Sätzen von höchstens 10-15 Wörtern, die das Passiv vermeiden, nur einen einzigen Gedanken enthalten und auf Gedankensprünge und Metaphern sowie nicht allgemein bekannte Fremdwörter verzichten. Ungefähr so die gängige Kurz-Definition von Einfacher Sprache. In Ordnung. Man sollte die Vereinfachung nur nicht zum politischen Programm machen.   

   

Im Internet findet man auch Empfehlungen für eine gehobene Sprache. Weil die im Berufsleben hilfreich sein soll. Man solle nicht so oft kurze Wörter und kurze Sätze benutzen, weil die Kürze der Ausdrucksweise ein Zeichen schlechterer sozialer Herkunft sei, so heißt es da. Professioneller und stilvoller wirke man, wenn man Wörter wie „Achtsamkeit“, „Ambition“, „Hierarchie“ und „Stimulus“ in seinen Sprachgebrauch übernehme. Da kann ich nur hoffen, dass die Sprecher wissen, was diese Begriffe meinen. Andernfalls würden sie von mir auf Kölsch das Urteil zu hören kriegen: „De dunn sech nen Deu aan.“

 

In unserer Hauptstadt Berlin war 2022 der beliebteste Name für männliche Babys Mohammed. Der hat den Vorjahresliebling Noah auf den zweiten Platz verdrängt. Was man auf Berlinisch kommentiert mit: „Da kiekste, wa? Et jeht ebent allet weiter.“

 

Man kann sich gar nicht oft genug an ihn erinnern. An diesen Mann aus Düren, der sich sein Leben lang mit wissenschaftlichen Methoden darum bemüht hat, uns allen zu einem genussreicheren Leben zu verhelfen. Um hier wenigstens die berühmten zwei Gossenschen Gesetze zu erwähnen. Ich verdanke Dir Einiges, Hermann Heinrich Gossen. Deshalb habe ich Dich in dem biografischen Roman „Die Berechnung des Glücks“ verewigt. Alles erzählt auf  der Basis Deines Buches und der wenigen greifbaren Unterlagen über Dein vermasseltes Leben. Spannend wie ein Krimi, dabei aber auch noch sinnvoll. https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/die-berechnung-des-gluecks-das-leben-des-hermann-heinrich-gossen/   

 

 

Veröffentlicht unter Aktuell | Kommentare deaktiviert für 910. Ausgabe

909. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Wenn ich in einer Buchmessen-Nachschau lese, dass die Schlange stehenden Messebesucher dafür gesorgt haben, dass ein Krimiautor vier Stunden seinen Namen in seine Bücher kritzeln musste, sage ich mir: Sehr gut. Die Leute haben sich um die Literatur verdient gemacht, indem sie vier Stunden lang den Mann davor bewahrt haben, weiter Bücher zu schreiben.

 

Jetzt muss ich mich ausgegrenzt fühlen. Denn die neueste Masche der Rassismus-Überspannten ist, sogar den Begriff schwarz als vergiftet abzulehnen und durch farbig zu ersetzen. Womit ein Gegensatz von schwarz=farbig und weiß behauptet wird. Als ob Weiß keine Farbe wäre. Farbig sind doch alle, auch wir Weißen.

 

In dem Zusammenhang: Die Sprachlern-Plattform Preply hat die Online-Formen des Lachens in einer Weltkarte des Lachens aufgezeigt. Daraus ein paar Beispiele: Europa lacht gern mit Abkürzungen. Auf Portugiesisch wird „riso“, das Lachen dargestellt mit „rsrsrs“. Im Englischen schreibt man „lol“, was steht für „laughing out loud“, die entsprechende Abkürzung heißt im Französischen „mdr“ und meint „mort de rire“. In Indien schreibt man „haha“ für Männerlachen und „hehe“ für Frauenlachen. Im Thailändischen schreibt man „5555“, weil die Zahl 5 gesprochen „haa“ klingt. Auch im Japanischen steht eine Abkürzung fürs Lachen, nämlich „www“ – im Ernst.

 

Wenn unser Verteidigungsminister Pistorius jetzt darauf umschaltet, für die Bundeswehr die Waffen zu kaufen, die es am Markt gibt, statt auf Neuentwicklungen zu setzen  – und zu warten, warten, warten, ist das ein erfreuliches Zeichen von gesundem Menschenverstand. Wenn damit auch übersehen wird, dass die Kleinkriege da und dort und überall im Interesse der Wirtschaftsbosse geführt werden, die für Neuentwicklungen der Waffentechnik immer auf der Suche nach Testmöglichkeiten in Echtsituationen sind. Wenn wir diese Leute nicht mit Aufträgen verwöhnen, holen sie sich die Aufträge woanders.

 

Lese in der Zeitung, dass die Frauen in immer mehr Männerberufe einsteigen, die Männer in Frauenberufe. Abgesehen davon, dass es weder Männerberufe noch Frauenberufe gibt, muss man hinnehmen, dass Männer und Frauen von Natur aus unterschiedliche Eignung mitbringen. Schon in der Schule zeigt sich in gemischten Klassen die geistige Überlegenheit der Mädchen gegenüber den gleichaltrigen Jungen. Seit zwei Jahren haben wir an den deutschen Hochschulen mehr Studentinnen als Studenten. Das ist nur konsequent. Und dadurch ist unsere Zukunft klar vorgezeichnet: Alle Berufe, die vor allem Köpfchen voraussetzen, werden Frauenberufe sein, alle Berufe, die starke Arme fordern, Männerberufe.

 

So geht Historie: Zuerst in einem türkischen Restaurant in Tübingen gut gegessen, dann im Vorstadttheater eine Lesung gehalten. Aus meinem historischen Roman „Die Sünderin. Wien 1683“, der den verzweifelten Abwehrkampf des christlichen Abendlandes gegen ein gewaltiges türkisches Heer vor Wien schildert. Ich habe die Stelle gelesen, an der eine Nonne in religiöser Ekstase das Kruzifix von der Wand ihrer Zelle nimmt und es auf dem Venushügel aufrichtet. Was beim aufmerksam lauschenden Publikum keinen Anstoß erregte. Für mich beruhigend, weil keine Anzeige wegen anstößiger Blasphemie zu erwarten ist.

 

Zweimal hat die Universitätsstadt Mannheim, die eigentlich als die Erfinderstadt Mannheim – Benz, von Drais, Lanz – firmieren müsste, für weltweite Aufregung gesorgt. Das eine Mal durch einen Stich ins Herz, das andere Mal durch eine Enthauptung. Die drei Personen, um die sich dabei alles drehte, obwohl sie vorher nie was miteinander zu tun hatten, habe ich nach umfangreichen Recherchen in einem spannenden historischen Roman wieder aufleben lassen. Und damit das ganze Mannheim vom Anfang des 19. Jahrhunderts, das die deutsche Geschichte total umgeprägt hat: „Hotel Pfälzer Hof“. Siehe https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/hotel-pfaelzer-hof/

 

 

 

 

Veröffentlicht unter Aktuell | Kommentare deaktiviert für 909. Ausgabe

Schreibfehler

Zur Zeit Goethes gab es noch keine S., denn da schrieb man einfach nach Gehör. Dadurch sahen die Wörter an einem Tag so aus, am nächsten Tag aber ganz anders. Und Goethe selbst erkannte sich auch als Göthe. Heute finde ich in den Social Media nur selten einen Satz, der ohne S. daherkommt. Das ist Fortschritt. Wir haben damit das 20. Jahrhundert überwunden, das als das Jahrhundert der Rechtschreibung in die Geschichte eingehen wird, so ordentlich wie keine Epoche davor und danach (vgl. Bildung, Duden, Outstanding, Rechtschreibreform).

Veröffentlicht unter Lästerlexikon, S, S-Z | Kommentare deaktiviert für Schreibfehler

Blamage

Wer IQ, die Abkürzung von Intelligenz-Quotient, als Ei-Kuh ausspricht, ist ein Ochse. Und wer IT, die Abkürzung für Informations-Technik, als Ei-Ti ausspricht, hat einen im Tee (vgl. Renommage).

Veröffentlicht unter A-I, B, Lästerlexikon | Kommentare deaktiviert für Blamage

908. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Die selbsternannten Paten des Weltklimas geraten sich in die Haare, und die braven Bürger reiben sich verwundert die Augen. Jetzt haben Aktivisten von „Letzte Generation“ und „Fridays for Future“ sowie „Grüne“ sich schon wechselseitig den Missbrauch des Demonstrationsrechts vorgeworfen. Das sei elitärer und selbstgerechter Protest, hieß es. Harsche Kritik, für die man sogar Verständnis aufbringen kann, kostet doch jede Klima-Protest-Aktion, einschließlich Public-Relations-Vorbereitung und juristischer Nachbetreuung, eine Menge Geld. Das verschärft den Wettbewerb der Protest-Organisationen um die im Hintergrund bleibenden Geldgeber, ohne die nichts geht, obwohl die natürlich immer ihre eigenen Interessen verfolgen.

 

In der neuen Freibade-Saison werden wir uns mit dicken Wörterbüchern abschleppen. Denn jetzt ist sogar das Arschgeweih schon out. Oberhalb des Steißbeins, wo vor Jahren diese symmetrische Tätowierung sein musste, da gehört heute ein japanisches Schriftzeichen hin. Notfalls tut es auch ein chinesisches oder arabisches Schriftzeichen. Jedenfalls sind das die neuen Ästhetik-Favoriten für Tattoos. Da soll mir nur keiner sagen: Jetzt ist alles …

 

Nicht nur die verschiedenen Sprachen haben ihre Eigentümlichkeiten, sondern auch ihre Sprecher. Das zeigt sich beispielsweise bei Franzosen und Slawen an dem Problem, ein H zu sprechen. Ganz ähnliche Schwierigkeiten haben die Italiener mit dem CH, das bei ihnen zum SCH wird. Dieser auch bei uns Rheinländern typische „Sprachfehler“ braucht uns also nicht peinlich zu sein; denn er ist ein Zeichen altrömischer Herkunft, das uns stolz sein lässt: Unsere Vorfahren haben die römischen Besatzer erfolgreich eingebürgert. 

 

Was der Mensch isst, das verändert ihn. Das ist jetzt kein Aufruf zu einer neuen Diät und auch keine Warnung davor. Nein, es geht bloß um einen Blick auf die Menschheitsgeschichte. Als der Mensch sich vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern entwickelte, bildete sich der gewaltige Unterkiefer zurück, den er zum Zerkauen von Fleisch und Nüssen gebraucht hatte. Die aufkommende Landwirtschaft hat uns mit dem Verzehr von Getreide, Obst und Gemüse einen kleineren Unterkiefer eingebracht. Und damit auch eine feinere Sprache. Denn der reduzierte Unterkiefer ermöglichte mit der veränderten Stellung der Unterlippe zu den oberen Schneidezähnen ganz neue Ausdrucksformen. Auf einmal konnten unsere Vorfahren sogar f und v aussprechen. So alt schon ist der Zusammenhang von Dichter und Bauer.

 

Die Milch der frommen Denkungsart im Wandel. Vor 50 Jahren, als ich für den Deutschen Entwicklungsdienst tätig war, hatten wir ein großes Thema, das mir besonders am Herzen lag: Die erschreckende Steigerung der Säuglingssterblichkeit in den Entwicklungsländern, verursacht durch die Werbefeldzüge von Lebensmittelkonzernen für künstliche Babynahrung, womit die Mütter vom Stillen abgebracht wurden. Weil dort bei den meisten Frauen das Geld nicht reichte, streckten sie die teure Flaschenmilch auf unhygienische Weise mit unsauberem Wasser, was zu typischen Mangelkrankheiten und vielfach zum Tod der Kinder führte. Heute gilt die Kuhmilch als das Problem. Dagegen geht die Lebensmittelindustrie jetzt vor, damit die Kühe nicht das Weltklima kaputtpupsen. Und wir in den Wohlstandsländern sind die Adressaten, denen in den Läden ein neues Sortiment von Veganmilch aufgedrängt wird: Hafermilch, Sojamilch, Mandelmilch, Reismilch, Haselnussmilch, Erbsenmilch, Kokosnussmilch, Dinkelmilch, Hanfmilch sowie Lupinenmilch. Und ob wir gescheiter reagieren als die Frauen in den Entwicklungsländern reagiert haben, ist noch die Frage.

 

Habe eine junge Trauerrednerin erlebt, auf dem Friedhof, am offenen Grab, die den Zuhörern, nicht dem Toten zugewandt, geraten hat, sich doch einmal klarzumachen, und das ganz ehrlich, was man an seinem letzten Tag auf dem Totenbett bedauern werde. Die ganze Trauergesellschaft ein einziges Fragezeichen. Man werde sich dann, klärte die Rednerin uns nach einer Kunstpause auf, an die Chancen erinnern, die man in seinem langen Leben nicht genutzt hat, nun aber nicht mehr wahrnehmen könne. – Und ich hörte, wie hinter mir eine Frau fragte: „Gehen wir nach dem Trauerumtrunk zu mir oder zu Ihnen?“

                                     

Seine Herkunft zu einem Stück Literatur werden zu lassen, das ist heute für viele Autoren das spezielle Anliegen. Das autofiktionale Erzählen im Extrem. Dabei geht es um die erfahrene oder erlittene Prägung durch Familie und Wohnort, was mehr oder weniger zu einem Geständnis wird. Das Leben als Großstädter (ca. 30 % unserer Bevölkerung) ist schon immer ausführlich beschrieben worden, in der jüngeren Vergangenheit auch stark das Leben als Dörfler (ca. 15 %). Jetzt ist die große Mehrheit der Kleinstädter dran. Dabei geht es immer darum, mit heutigem Bewusstsein Erlebnisse darzustellen, die man mit kindlichem Bewusstsein aufgenommen hat. Was besonders schwierige Hochseil-Artistik ist. Immerhin werden dabei sowohl der Autor als auch die Beschränktheit seiner Mitmenschen kritisch beleuchtet. Das macht diese Art Literatur so wichtig und für die Leser besonders reizvoll. Die Kleinstadt meiner Kindheit und Jugend heißt Opladen, meine Autobiografie heißt: https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/der-dritte-seine-praenatale-biografie-et-cetera-pp/

 

 

Veröffentlicht unter Aktuell | Kommentare deaktiviert für 908. Ausgabe

Gebrauchsspuren

Falls dezent, wirken bei Antiquitäten G. sogar preissteigernd, weil man die Menschen zu sehen glaubt, die das gute Stück vorher in Händen gehabt haben. Nicht so die G. bei älteren Männern und Frauen. Da sind sie nur was für routinierte Genießer, für alle anderen bloße Schäden. Allerdings heben dann die Scheidungskosten auch bei ihnen den Preis (vgl. Fehler, Erfahrung).

Veröffentlicht unter A-I, G, Lästerlexikon | Kommentare deaktiviert für Gebrauchsspuren

906. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Mit dem Sammelbegriff soziale Medien (dumm übersetzt aus englisch Social Media) für Facebook, Instagram, Twitter, Blogs und dergleichen haben wir dem Adjektiv sozial die positive Bedeutung genommen, die es früher hatte, beispielsweise im sozialen Wohnungsbau. Die EU versucht es mit einem neutralen Sammelbegriff: Digitale Dienste. Doch bleibe ich lieber bei der einzig passenden Bezeichnung: Digitale Plattformen. Denn platter als bei Facebook und Co. geht’s nicht.

 

„Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n.“ Die deutschen Bundesverdienstkreuze für Frauen sind bisher acht Millimeter kleiner als die für Männer. Nach Anweisung des Bundespräsidenten, der sie verleiht, sind sie jetzt „weitgehend anzugleichen“. Außerdem soll bei den Geehrten die Frauenquote von bisher nur gut einem Drittel auf vierzig Prozent erhöht werden.

 

Die Kronen-Zeitung Wien meldete jetzt: Das vor wenigen Jahren in Reykjavik eröffnete Isländische Phallusmuseum ist um ein berüchtigtes Kunstwerk reicher: Besucher können dort als spektakuläre Ergänzung zu den vielen Hundert Tier-Penissen nun den erigierten Penis von Rocklegende Jimi Hendrix als Gipsabguss bestaunen. Geschaffen hat das Kunstwerk die Künstlerin Cynthia Albittron, die Abgüsse der Penisse von rund 50 Rockstars angefertigt hat. So kam der Rock ins Museum. Ich war schon vor 20 Jahren im damals noch weltweit einzigen Penis-Museum in dem Städtchen Húsavik in Nordisland, als Besucher. Da hat mich das gewaltige Fortpflanzungsorgan eines Wals ganz klein werden lassen. 

 

Das Streben nach dem Glück ist uns allen gemeinsam. Und selbstverständlich. Über den Mann, der uns beigebracht hat, wie man seinem Glück näher kommt durch geschickteres Genießen, habe ich 2012 das Buch veröffentlicht „Die Berechnung des Glücks“. Jetzt steht meine kurze Lesung aus diesem Buch als Video bei Youtube, und ich kann sagen: Viel Vergnügen! https://www.youtube.com/watch?v=bXQBAANYHWw&t=11s

 

Wem geht die Genderei, die mit Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich, Schrägstrich und Binnen-I jeden Text verlängert und fast unlesbar macht, nicht schon lange auf die Nerven? In Baden-Württemberg ist jetzt eine überparteiliche Initiative zu einem Volksbegehren gestartet, womit Behörden und Schulen dieses gegen die geltende Rechtschreibung verstoßende Gendern ausdrücklich untersagt werden soll. Verantwortlich zeichnet der Rechtsanwalt Professor Klaus Hekking. Der Verein Deutsche Sprache stellt sich voll hinter diese Initiative, die mit dem Link stoppt-gendern-in-bw.de alle Wahlberechtigten des Landes Baden-Württemberg dazu aufruft, mit abzustimmen. Denn obgleich man schon mehr als die Hälfte der notwendigen Stimmen hat, ist der Erfolg noch nicht sicher.

 

Viele Menschen in der Ukraine waren vor Putins Überfall ganz selbstverständlich zweisprachig. Sie beherrschten sowohl das Ukrainische als auch das Russische. Deshalb wusste man als Besucher oft nicht, ob man es gerade mit einem Russen oder einem Ukrainer zu tun hatte. Der Krieg, so hört man, führt jetzt bei vielen zu einer neuen Eindeutigkeit: Für das Ukrainische und gegen die Sprache des Aggressors, das Russische.

 

Das war vor 20 Jahren, als mich meine Freunde für lebensmüde hielten. In den letzten beiden Wochen vor dem unmittelbar bevorstehenden Überfall der Amerikaner auf den Irak, der sich auf einen Vorwand stützte, war ich als Internet- und Buchautor auf Einladung des Diktators Saddam Hussein im Irak, zusammen mit einer Handvoll Zeitungsjournalisten. Wir waren die letzten „Gutachter“ aus dem Westen. Als Staatsgäste jeden Tag in Regierungslimousinen unterwegs. Zwar habe ich den Staatschef nicht mehr treffen können, weil der schon versteckt leben musste, aber ich konnte viele Menschen aus unterschiedlichen Schichten kontaktieren und meine Kommentare ohne Kontrolle direkt ins Internet eingeben. Daraus ist ein Buch geworden, das durch die desaströse Entwicklung des Irak nach der Hinrichtung Saddam Husseins von Tag zu Tag immer aktueller wird. Reine Reportage, Wort für Wort wahr, mit zahlreichen Fotos. Siehe https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/denk-ich-an-bagdad-in-der-nacht-staatsgast-am-abend-vor-kriegsbeginn/   

 

 

Veröffentlicht unter Aktuell | Kommentare deaktiviert für 906. Ausgabe

Erkenntnis

Wer sich einmal klargemacht hat, dass für jeden Menschen er selbst das Wichtigste ist, was naturgegeben ist und ausnahmslos gilt, der ist fortan gegen alle Täuschung durch vorgeschobene Begründungen der Menschen um ihn herum geschützt und er hat gleichzeitig viel mehr Verständnis für alles, was seine Mitmenschen tun und lassen (vgl. Grunderkenntnis, Ich-Instinkt).

Veröffentlicht unter A-I, E, Lästerlexikon | Kommentare deaktiviert für Erkenntnis

Rassistisch

Weil man sich in der Wissenschaft darin einig ist, dass es keine menschlichen Rassen gibt, so derzeit die herrschende Meinung, spricht Unsinn, wer etwas als r. bezeichnet. Andersherum betrachtet muss man sagen: Wer die Klassifizierung „alter weißer Mann“ benutzt oder die Verlegenheitsbegriffe „N-Wort“ und „Z-Wort“ oder „I-Wort“ und „E-Wort“, der zeigt sich damit als kopfloser Rassist, denn er markiert damit etwas als schlecht, das es gar nicht gibt (vgl. Halbbildung, Überkorrektheit).

Veröffentlicht unter J-R, Lästerlexikon, R | Kommentare deaktiviert für Rassistisch