Laufenbergs Läster-Lexikon
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860. Ausgabe
Passiertes! – Passierte es?
Jetzt hat Deutschland endlich eine Lama-Pfarrerin, verrät mir die Zeitung. Für und mit Lamas, die sie pflegt und mit denen sie Gottesdienste feiert und Pilgerwanderungen macht, ist im Bezirk Nürtingen der Württembergischen Landeskirche erstmals eine evangelische Spezial-Pfarrerin tätig. Zwar geht es nur um 5 Exemplare der putzigen Tiere mit den kleinen Köpfchen, doch sind die Kirchen heutzutage oft mit ebenso wenigen Menschen bestückt. Und ist nicht jeder ersetzbar?
Ein Freund hat sich die 68 Columbo-Filme auf Disketten zugelegt. Ein günstiges Sonderangebot, hat er gesagt, bei dem er nicht widerstehen konnte. Die Filme will er sich jetzt Abend für Abend reinziehen, weil er so auf die einfachste Weise lernt, die 68 Fehler zu vermeiden, die noch den raffiniertesten Verbrechern passieren. Das sei für ihn der Volkshochschulkursus zum Thema: Wie schafft man das perfekte Verbrechen?
So gern wir uns was anderes vormachen: Weltweit die größten Stromerzeuger sind immer noch die Kohlekraftwerke, gefolgt von den Gaskraftwerken. Die Wasserkraftwerke kommen erst an dritter Stelle, und den vierten Platz besetzen die Atomkraftwerke. Dann kommen auf dem fünften Platz die Erneuerbaren (ohne Wasserkraft) vor dem Öl auf dem sechsten Platz. Man braucht aber nur die Wasserkraft mit den anderen Erneuerbaren (Sonne und Wind) zusammenzurechnen, das heißt den dritten mit dem fünften Platz zu vereinen, und schon sieht alles viel sauberer aus.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes über Flugbewegungen in Deutschland im Jahre 2020 sind sehenswert: Die Mehrzahl der Flüge, die von deutschen Flughäfen starten, sind schon nach weniger als zwei Stunden am Ziel. Diese Kurzstreckenflüge (unter 1.000 km) sind aber nicht nur innerdeutsche Flüge. Bloß jeder siebte Passagierflug war ein innerdeutscher. Die Kurzstreckenflüge haben auch Ziele wie Marseille, Warschau oder Rom. Gemeinsam ist all diesen Kurzstrecken, dass sie auch mit schnellsten Zügen punkten können. Doch ist offenbar nicht nur Zeit und Geld im Spiel, sondern, wie in der Beamtenflatterei zwischen Bonn und Berlin, eine dicke Portion Ignoranz. Man könnte fast grün werden vor Staunen.
Jahrhunderte lang hat die Frau sich in unserem westlichen Kulturraum als ein Zubehör des Mannes gesehen und in dieser Funktion, mangels Aufklärung, auch wohlgefühlt. Oder war durchs Kinderkriegen gut abgelenkt. Durch die Emanzipation ist das Bewusstsein total verrutscht. Jedenfalls ist der Effekt klar: Heute wird bei uns jede zweite Ehe geschieden, meistens auf Antrag der Frau.
Immer, wenn in der Presse ein Einzelfall von Kannibalismus als Sensation dargeboten wird, fehlt der Hinweis darauf, dass uns von Kindheit an der Satz vertraut ist: Ich hab’ dich zum Fressen gern. Außerdem ist uns der Rest- Kannibalismus in der christlichen Religion selbstverständlich, der sich hinter der Kommunion bzw. dem Abendmahl versteckt, dem Quasi-Verzehren von Leib und Blut Jesu. Und radikalen Veganern bleibt sowieso bei den steigenden Preisen für Obst und Gemüse als letzter Ausweg bald nur noch der Kannibalismus.
Laut einer im Auftrag von RTL durchgeführten Forsa-Umfrage lehnen die meisten Deutschen das Gendern nicht nur generell ab, sie empfinden es auch als störend. Insgesamt 82 Prozent halten es für weniger wichtig oder gar nicht wichtig. Das Gendern im Radio oder Fernsehen lehnen 75 Prozent der Befragten ab. Ich halte es schon für sehr störend, dass ich mich überhaupt mit so einem Unfug beschäftigen muss.
Vor einigen Monaten sah ich im Papiercontainer unserer Wohnanlage schön obenauf ein Buch liegen, in Leinen gebunden und mit mehrfarbigem Schutzumschlag, offensichtlich neu: „brütt oder Die seufzenden Gärten“ von Friederike Mayröcker. Das musste ich als Büchermensch natürlich vor der Vernichtung bewahren und in meine Obhut nehmen. Doch als ich es dann in meinem Lesesessel sitzend aufschlug und zu lesen versuchte, kam ich schnell zu der Erkenntnis: In diesem Buch wird Sprache nicht mehr zur Verständigung und Sinnvermittlung benutzt, sondern nur noch zur Selbstdarstellung einer Frau, die über die Sprache hinausgewachsen erscheinen will. Frei sein von Orthographie und Interpunktion, auch mit so Mätzchen wie 1 für ein oder Kleinschreibung am Satzanfang. Das ist keine Sprachkunst und keine experimentelle Literatur, das ist Gebrabbel, das ganz zu recht als Altpapier entsorgt worden war. Doch habe ich es immer weiter aufgeschoben, das Buch wieder in sein Containerbett zu werfen, und jetzt kann ich es nicht mehr tun, aus Pietät, weil die Schreiberin gestorben ist.
Wer sich mit einer Scharfrichter-Familie einlässt, der kann was erleben. In meinen historischen Romanen geht es ja so gut wie immer um echte Figuren der Vergangenheit. So habe ich in dem Buch „Hotel Pfälzer Hof“ drei Hauptpersonen lebendig werden lassen: Den Theaterdichter August von Kotzebue aus Weimar, seinen Mörder, den Theologiestudenten Carl Ludwig Sand aus Wunsiedel, und den Scharfrichter Franz Wilhelm Wittmann aus Heidelberg, der dem Mörder – trotz aller Sympathie – den Kopf abschlagen musste. Zwei Tote, das waren Sensationen, die weltweit Aufsehen erregten. Jetzt meldete sich ein Mann bei mir, der meinte, ich hätte dem Scharfrichter, der sein Urururgroßvater war, mit der Friderike eine Frau untergeschoben, die dort nicht hingehörte, weil er mit der Margarete verheiratet war. Doch ich verlasse mich darauf: Wenn dieser Nachfahre beim Lesen in meinem Buch bis zum Kapitel 9 gekommen ist, wird ihm seine Familiengeschichte ganz neu gefallen. Habe ich gerade noch einmal gelesen. Ein Genuss! (www.netzine.de/library/)
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Chat
Schriftlicher Dialog in Echtzeit im Internet, vor allem von Surfern genutzt, die sich nichts zu sagen haben und das nicht einmal richtig schreiben können (vgl. Kinderei).
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Atheist
Der A. ist ein Mensch, der behauptet: Es gibt keinen Gott. Damit ist er aber nur scheinbar das Gegenteil von einem Gläubigen. Denn die kühne Behauptung, es gebe keinen Gott, ist genau wie die gegenteilige kühne Behauptung, es gebe Gott, bloß ein Glaube, weder beweisbar noch widerlegbar. Beide Behauptungen sind also Glaubensbekundungen aus dem Mund von Gläubigen (vgl. Agnostiker).
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Aufzählung
Ein Reklameschild: Wein- und Getränkefachmarkt. Und auch: Stahl und Metallwaren. So etwas entlockt einem genauso einen Seufzer wie die Zeitungsrubrik: Kunst und Kultur. Oder: Technik und Motor. Oder der Hamburger Park mit dem Namen Planten un Blomen. Einfach einen untergeordneten Begriff neben einen übergeordneten Begriff zu setzen, die beiden mit dem Wörtchen und verbunden, also Äpfel und Obst, das ist einer der beliebtesten sprachlichen Fehler der Deutschen. Dumm, denn damit tritt der Unterbegriff in der A. zweimal auf, weil er schon im Oberbegriff enthalten ist. Für das einst bewunderte Volk der Dichter und Denker (sic) ist so eine Dummheit typisch. Eigentlich wäre es an der Zeit, dass die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (sic) dagegen vorgeht (vgl. Dummheit, Gedankenlosigkeit, Kraus).
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Bedeutungswandel
Zu komisch, wie Wörter eine überraschende Änderung und oft sogar totale Umkehrung ihrer Bedeutung erleben. So wird der Wicht, dieses Beinahe-Nichts, in dem Adjektiv wichtig scheinbar das genaue Gegenteil eines Wichts. Das hat Auswirkungen: Je mehr der Wicht zu spüren bekommt, dass man nichts von ihm hält, umso wichtiger nimmt er sich (vgl. Ehrgeiz, Frauenhaus, Launisch, Napoleon, Schwulität).
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Courage
C. in gefährlichen Alltagssituationen wird von Politikern den Bürgern zwar nicht vorgelebt, aber immer wieder dringend empfohlen. Weil das für sie risikolos ist, da es gegen solche C. keine Lobby gibt und keine Bürgerinitiativen. Und selbst die wachsende Zahl von beherzten Bürgern, die ihre C. mit dem Leben bezahlt haben, steht trotz der üblicherweise sehr geringen Wahlbeteiligung nur für eine verschwindend kleine Minderheit, die unbeachtlich ist (vgl. Subsidiarität, Verantwortung, Vorbild, Zivilcourage).
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Dreitagebart
Ein D. ist kein Bart, sondern bloß das peinliche Bemühen von Glattgeschabten, durch ausnahmsweises Unterlassen des Rasierens darauf hinzuweisen: Allem Anschein zum Trotz ist dieses Glattgesicht kein Frauengesicht (vgl. Bart, Rasieren).
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Einstiegsdroge
Was auch immer, ob Haschisch oder E-Zigarette, stets ist gleich das Verdikt bei der Hand: Das ist eine E., die zu der Abhängigkeit von gefährlichen Suchtmitteln führt. Dabei ist offensichtlich, dass Muttermilch die problematischste E. ist. Bringt uns doch die frühkindliche Gewöhnung an die Mutterbrust die lebenslange Sucht ein, nach dem weiblichen Busen zu gucken, zu gieren, zu grapschen – und uns so manches Mal die Finger daran zu verbrennen (vgl. Rauschgift, Verführung).
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