Eifersucht

Der Philosoph Schleiermacher soll die Platitüde verbrochen haben: “E. ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.” Sprachlich reizvoll, aber unsinnig, weil der Mensch Lust sucht und nicht Leid. Der Schriftsteller La Rochefoucauld kam der Sache schon näher mit seiner Bemerkung: “In der E. liegt mehr Eigenliebe als Liebe.” Weil jedoch die Unterscheidung von Liebe und Eigenliebe ein bloßes Vorurteil ist, können wir schlicht feststellen, dass die E. ein Phänomen der Eigenliebe ist. Es geht um einen selbst. E. ist keine therapierbare Krankheit, sie ist einfach fehlendes Selbstbewusstsein und das Eingeständnis der eigenen Austauschbarkeit. Das heißt, dass die Vehemenz der E. weder von der Stärke der Persönlichkeit dessen abhängt, der einen eifersüchtig macht, noch von der des dritten beteiligten Menschen. Sie ist allein abhängig von unserer Selbsteinschätzung. Und die Kombination von nicht überwundener Unsicherheit und heimlicher Selbstüberschätzung ist das brisante Gemisch, das aus einer banalen E.-Szene eine Katastrophe entstehen lassen kann (vgl. Basis-Instinkt, Ich, Persönlichkeit, Psychiater, Selbstbewusstsein).

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