894. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Hört, hört! Im Wintersemester 2021/22 waren in den deutschen Hochschulen erstmals mehr Studentinnen als Studenten eingeschrieben. Das heißt, die geistige Überlegenheit des weiblichen Geschlechts über das männliche Geschlecht bei Gleichaltrigen, die sich ja in gemischten Klassen schon in der Schule gezeigt hat, ist jetzt eine Stufe höher deutlich geworden. Daraus kann man den Blick in eine Zukunft ableiten, die sich krass von der heutigen Wirklichkeit unterscheiden wird: Für alles, was Köpfchen verlangt, werden ganz selbstverständlich Frauen zuständig sein, für alles, was kräftige Arme verlangt, Männer.

 

Aus den USA erneut Bilder von Zerstörungen durch einen gewaltigen Wirbelsturm. Verständlich, dass all diese nach Katalog gekauften Ein-Familien-Häuser aus Spanplatten und ähnlichem Material von einem Hurrikan ruck-zuck weggerissen werden. Damit hat man ja schon viele Jahrzehnte leidvolle Erfahrung gemacht. Völlig unverständlich, dass dort trotzdem die Massivbauweise aus Stein nicht zur Selbstverständlichkeit wird. Ist das Armut oder eher ihr Gegenteil?

 

Überflüssiges wird Historie. Die erste Blamage des neuen britischen Königs Charles III. war ein missglückter Versuch mit einem historischen Instrument, dem klecksenden Füllfederhalter. Wer benutzt denn noch so was? Der Füller gehört zu den drei Artikeln, die inzwischen so überflüssig geworden sind, dass sie nur noch durch irrsinnige Preiserhöhungen als Luxusgüter an den Mann (m/w/d) zu bringen sind. Wie dem Füller, so ergeht es den Armbanduhren: Inzwischen weitgehend durch das Handy ersetzt und deshalb immer teurer aufgemotzt. Dieselbe Entwicklung hat auch schon das Auto erfasst, das im Delivery- und Homeoffice-Zeitalter mehr Stehzeug als Fahrzeug ist und entsprechend verteuert und vergöttert werden muss.

 

Dass Jahr für Jahr alte Sprachen verschwinden, weil ihre letzten Sprecher sterben, ist zu bedauern, aber nicht zu verhindern. Die heute mögliche und übliche technische Konservierung ist dabei das einzig Tröstliche. Kein Ersatz für die verlorenen Sprachen ist es, dass die Literatur und der Film uns neue Sprachen liefern, wie die Kunstsprache „Silmarillion“ des britischen Professors John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973) und die Fantasiesprachen in Serien, beispielsweise „Klingonisch“ in „Star Trek“ und „Hochvalyrisch“ in „House of Dragon“. Diese hochentwickelten Fantasiesprachen, die immer weiter ausgebaut werden, stehen eher wie die Kunstmärchen dem Volksmärchen gegenüber.

 

Das Elsass, immer mal wieder Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich, ist stolz darauf, eine eigene Sprache zu haben, das Elsässische. In einer Zeit, in der immer wieder das Verschwinden von Sprachen bedauert wird, muss man besonders hervorheben: Ein französisches Meinungsforschungsinstitut hat jetzt festgestellt, dass der Anteil der Elsässer, die Elsässisch beherrschen, in den letzten zehn Jahren von 43 auf 46 Prozent gestiegen ist. Wenn das auch nur Statistik ist  ̶  immerhin.

 

Früher lernte jeder, der Journalist werden wollte, das alte Gesetz der Journaille: Eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht, eine gute Nachricht ist keine Nachricht. Jetzt weist ein Artikel im Programmheft des Deutschlandfunks darauf hin, dass dieses Gesetz nicht mehr gilt. Danach spüren die Medien die wachsende Nachrichtenmüdigkeit des Publikums, und die Statistiker bestätigen ihnen, dass inzwischen schon mehr als ein Drittel der Adressaten vermeiden, die Nachrichten zu hören oder zu sehen. In den USA soll die Abkehr vom Nachrichtenkonsum sogar noch viel stärker sein. Verständlich, denn so interessant jeder Unfall, Überfall, Terrorakt, Krieg und jede Naturkatastrophe ist, seitdem die ganze Welt mit Kameras und Mikrofonen bestückt ist, kriegt man Tag und Nacht pausenlos Unheil und Leid serviert. So viel permanentes Mitleiden und Bedauern kann kein Mensch ertragen. Deshalb ist ein Umdenken der Medienschaffenden angesagt, so die Quintessenz dieses Artikels, und ein neuer, positiver Journalismus nötig, „der auf Lösungsansätze mit dem gleichen professionellen Interesse schaut wie auf die Probleme.“

 

Ich bin überrascht, wie schnell in der Schweiz und in Liechtenstein das neueste Australien-Erlebnisbuch entdeckt wurde. In anderen Weltecken ist man noch beim Lesen – und offenbar verwundert. Weil da einmal ein ferner Kontinent nicht nach Sehenswürdigkeiten durchstöbert wurde, auch nicht nach putzigen Tieren. Stattdessen einige Dutzend Begegnungen mit Australiern aller Schattierungen in ihrem Alltag. Wahrheitsgemäß und ohne alle Schnörkel geschildert, so entsteht Aussie für Aussie auf amüsante Weise ein völlig neues Australienbild. 
https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/gesichter-australiens/

 

 

 

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