883. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Jetzt wird Deutschland vorgeworfen, zuviel Sympathie für Russland zu haben. Wobei übersehen wird, dass etwa ein Drittel Deutschlands mit rund einem Fünftel seiner Bevölkerung vierzig Jahre lang unter sowjetischer Oberaufsicht stand und auf Brüderlichkeit mit Russland getrimmt wurde. Aus diesem Teil Deutschlands und dieser Erziehung kam auch die langjährige Bundeskanzlerin. Und bei den Sozialdemokraten hat ein Hang zum Sozialismus Tradition. So was kann doch nicht ohne Nachwirkung sein.

 

Ich lese, dass international die Investitionen in die Entwicklung neuer Waffensysteme so hoch sind, wie niemals zuvor, vor allem in USA, China, Indien, Russland und Britannien. Umso erstaunlicher ist, dass sich der Ukraine-Krieg insofern ungewöhnlich zeigt, als er einmal nicht in erster Linie dazu veranstaltet wird, den interessierten Machthabern in aller Welt die neuesten Waffenentwicklungen im Realitätstest vorzuführen, eher dazu, ausgemusterte Waffensysteme loszuwerden, also als eine Art Ausverkauf: Alles muss raus!

 

Die russische Invasion in der Ukraine hat ein Vorbild. 1979 marschierten die Russen in Afghanistan ein. Doch nach zehn Jahren sehr verlustreicher Kämpfe mussten sie sich 1989 zurückziehen. Damals hat sich gezeigt, dass die  zahlenmäßige Überlegenheit an Soldaten und Kriegsmaterial nichts bedeutet. Denn Heimatverteidiger zählen gegenüber nur gezwungen kämpfenden Invasoren mindestens zehnfach. 

 

Der Ukraine-Krieg wird auch auf der Sprachebene immer einfallsreicher und brutaler geführt. In der Ukraine bezeichnet man die bisher als Brudervolk geltenden Russen nun als „Okkupanten“, genau wie man einst die deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg nannte. Auch werden die Russen oft „Orks“ genannt, wie die unmenschlichen und plündernden Kreaturen in Tolkins Roman „Herr der Ringe“. Zudem haben manche Medien in der Ukraine begonnen, die Namen Putin und Russland nur noch mit kleinen Anfangsbuchstaben zu schreiben.

 

Aus Moskau wird gemeldet, dass es dort zu einer massenhaften Abkehr von den Russisch-Sprachkursen für Ausländer an der Universität gekommen sei. Abgemeldet hätten sich vor allem aus praktischen Gründen an der Sprache Interessierte wie österreichische Skilehrer, arabische Boutiquenbesitzer, ägyptische Hotelbetreiber und italienische Event-Manager. Doch die an russischer Literatur Interessierten blieben der Sprache und den Kursen treu. Klar, die Literatur steht über dem problematischen Alltag.

 

Mit den Begriffen Soziale Medien oder Soziale Netze für die Internetfirmen Facebook, Telegram, Twitter und dergleichen haben wir dem Adjektiv sozial den positiven Wert genommen, den es früher hatte, beispielsweise im sozialen Wohnungsbau. Ein neues Gesetz der EU versucht es nun mit einem neutralen Sammelbegriff für diese Internet-Konzerne: Digitale Dienste. Doch bleibe ich lieber bei der einzig passenden Bezeichnung. Digitale Plattformen. Denn platter als bei Facebook und Co. geht’s nicht. 

 

Wird mir auf einmal direkt sympathisch: Die Regionalausgabe BILD Hamburg kritisierte jetzt, dass man im Hamburger Rathaus auf viele Hubs stoße. Das sei mal ein Logistik-Hub, mal ein Wissenschafts-Hub oder ein Kreativ-Hub. Gemeint sei immer ein Zentrum oder Knotenpunkt. Aber es werde ein englisches Wort statt dieser verständlichen deutschen Wörter benutzt, weil sich dort „Menschen wichtig machen oder zumindest banale Begriffe mit vermeintlicher Wichtigkeit aufladen wollen.“

 

Die Statistiker melden neue Zahlen für das Jahr 2021. Danach ist die Zahl der Eheschließungen in Deutschland stark zurückgegangen, die der Geburten aber stark gestiegen. Bei den Geburten überrascht besonders, dass so viele dritte Kinder auf die Welt kamen. Das bestätigt mich mit meinem 2021 erschienenen Buch „Der Dritte“. Ist schon was Besonderes, das dritte Kind – und dieses Buch:

https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/der-dritte-seine-praenatale-biografie-et-cetera-pp/  Und da ist er auch schon: Der Dritte betritt sein Arbeitszimmer.

 

 

 

 

 

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