874. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

In dem jetzt endenden Jahr 2021 ist die Weltbevölkerung um etwa 82 Millionen Menschen gewachsen, so lese ich in der Zeitung. Es hätte noch schlimmer kommen können. Denn während vor fünfzig Jahren die Weltbevölkerung noch um gut zwei Prozent pro Jahr wuchs, ist die Zunahme inzwischen auf gut ein Prozent pro Jahr zurückgegangen. Das, weil die Anzahl der Geburten pro Frau und die Lebenserwartung geringer wurden, vor allem in den USA und in Russland. Finde ich tröstlich, heißt das doch, dass wenigstens diese beiden Großmächte es überhaupt nicht nötig haben, Krieg gegeneinander zu führen, sie ruinieren sich schon so.

 

Immer sprechen wir das Wort Literatur, als würde es mit drei t geschrieben, und viel zu oft ist es tatsächlich nicht mehr.

 

Wir leben in einer Welt der Experten. Jetzt haben Wissenschaftler die Waldbrände der Welt ausgewertet. Ergebnis: Diese Feuer haben 2020 doppelt so viel CO2 produziert wie ganz Deutschland. Jetzt wird man deshalb in Deutschland wohl um ein Verbot von Waldbränden nicht mehr herum kommen.

 

Wenn auch in der Journalistenschreibe der Platzhirsch vom Alphatier verdrängt wurde, ist das doch keine revolutionäre Entwicklung. Es bleibt die Bewunderung für den besonders durchsetzungsfähigen Mann, und die wird damit ausgedrückt, dass man ihn – immer noch – als ein Tier bezeichnet.

 

Am späten Abend an meinem Schreibtisch, mit Blick auf den Rhein, muss ich neuerdings eine Sonnenbrille aufsetzen. Denn die überaus großzügige Stadt Mannheim hat mittlerweile vier Straßenlaternen in mein Blickfeld gestellt. Man hat’s ja.

 

Hin und wieder mache ich mir klar, dass wir nicht nur von Anglizismen überschwemmt werden, meistens aus Renommierbedürfnis der Sprecher und Schreiber, es gibt auch die Gegenrichtung. Schon immer sind deutsche Wörter ausgewandert und in anderen Sprachen gerne aufgenommen worden. Genau wie Reisende haben manche sich dabei ein wenig verändert, andere nicht, wie das Paradebeispiel Kindergarten. Daneben gibt es aber zum Beispiel das finnische Kafeepausii (Kaffeepause) oder das russische ryukkusakku (Rucksack). Auch die türkischen Begriffe Sinitsel (Schnitzel), Otoban (Autobahn) und Fön (Föhn) gehören zu diesen Auswanderern.

 

Es regt mich nicht mehr auf, wenn ich sehe, wie der Wagen vom städtischen Reinigungsdienst spazieren fährt, den Besen triumphierend aufgepflanzt, aber ohne einen Halt für den Unrat am Straßenrand. Dann brauche ich nur daran zu denken, wie viele Stellen der höheren und höchsten Gehaltsklassen die Politiker ständig für sich und ihre Kumpane neu schaffen. Also geschieht ja was.

 

Einen herzlichen Rundum-Gruß zum Jahreswechsel möchte ich noch rausschicken, froh, dass dieses Jahr der vielen Einschränkungen zu Ende geht. Aber ich darf nicht ungerecht sein. Trotz aller Schwierigkeiten finden meine Bücher und das Netzine immer mehr Leser, in diesem Jahr wurde ein wissenschaftliches Werk über meine autofiktionale Arbeitsweise (habe ich selbst nie so bezeichnet) veröffentlicht, mein Bekenntnis-Roman „Der Dritte“ ist in die Buchhandlungen gekommen, und bei der edition karo in Berlin wird mein nächstes Buch vorbereitet. So wird beim genaueren Blick zurück jeder von uns an dem Jahr 2021 auch etwas Positives finden können. Das stärkt die  Hoffnung, dass das jetzt beginnende Jahr 2022 sich noch besser zeigt. Nicht nur für mich, sondern auch für Sie, für Euch, für Dich, für Dich und ganz besonders für Dich!

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.