866. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Uns Satirikern macht man das Leben schwer, indem man die Realität noch verrückter gestaltet, als wir sie uns ausdenken können. Neuestes Beispiel ist diese Meldung aus den USA: Weil sich in San Francisco die Zahl der Schusswaffen-Opfer im ersten Halbjahr 2021 verdoppelt hat, wollen Stadt und Polizei das Problem jetzt mit einem neuen Programm beheben: Bekannte Kriminelle sollen monatlich bis zu 500 Dollar erhalten, wenn sie mit ihrer Waffe niemanden erschießen.

 

Das DIN-Institut, für Normen zuständig, macht sich mit DIN 5009 für eine neue Buchstabiertafel stark. Leider stolpert es mit der Verwendung von Städtenamen zum Buchstabieren über seine eigenen Füße, weil es sogar Chemnitz für Ch und Stuttgart für S in die Buchstabenliste aufnimmt. Dabei übersehen die übereifrigen Normer, dass diese beiden Namen anders gesprochen als geschrieben werden, also zum Buchstabieren völlig untauglich sind.

 

Weil wir klammheimlich und hartnäckig daran gewöhnt werden, dass das grammatische Geschlecht mit dem biologischen Geschlecht gleichgesetzt wird, müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen, um den lästigen Doppelbezeichnungen (Bürger und Bürgerinnen, Deppen und Deppinnen) und den Stolperstellen im Wort (Sternchen und dergleichen) zu entkommen und den Schreib- und Lesefluss zu erhalten. Da wir ohnehin dabei sind, immer mehr gutes Deutsch gegen schlechtes Englisch einzutauschen, schlage ich vor, auch gleich den rabiaten Formenschwund des Englischen nachzuahmen. Verzichten wir einfach auf unsere irreführenden Artikel und behelfen uns mit einem generellen de als direktem Artikel und einem generellen en als indirektem Artikel. Dann schreiben und sagen wir nur noch: Liebe Bürg und liebe Wähl oder Les, Fernseh, Steuerzahl und Weltverbess, Stotter, Dieb und Technikmuff, Ihr könnt mich alle mal, Ihr Depp!

 

Der 11. September soll der Tag der deutschen Sprache sein. Da bin ich mal gespannt, ob ich in den deutschen Medien an dem Tag das deutsche Wort Welthandelszentrum lese und höre.

 

Diese Lächerlichkeit, mittels Gendersternchen den Frauen mehr Bedeutung geben zu wollen, kann man ja noch kopfschüttelnd hinnehmen. Ein Unfug, der aus fehlender Bildung resultiert. Aber durch den Wechsel von männlicher Form zu weiblicher Form liest man jetzt statt Bäcker nur Bäckerin, womit die 24 weiteren Geschlechter, die wir inzwischen kennen, einfach ausgeschlossen werden. Wenn das nicht zum Auf-die-Palme-Gehen ist!

 

Kein Mensch kann sagen, wie viele indigene Sprachen es gibt. Man schätzt ihre Zahl auf mehr als 7.000. Typisch ist, dass sie nicht schriftlich existieren und nur einen begrenzten Wortschatz haben. Doch gibt es bei diesen Sprachen ungewöhnlich viele Beschreibungen von Pflanzen. Auffallend ist, dass die Menschen im Regenwald Krankheiten und Verletzungen mit Pflanzen zu heilen wissen. Jetzt sind mit dem Verschwinden der indigenen Sprachen durch die Zerstörung der Lebensräume indigener Völker von Indonesien bis Brasilien zigtausend Medizinalpflanzen und ihre Anwendungen vom Aussterben bedroht. Da geht vieltausendjähriges Wissen verloren, das pharmazeutisch noch nicht einmal ansatzweise erforscht und dokumentiert ist.

 

Mein historischer Roman „Der gemalte Tod“, der mit echten Personen und dramatischen Geschehnissen im äußersten Norden Islands spielt, ist ein realistisches Porträt Islands und der Isländer. Ein Buch, das auf einmal immer wichtiger wird. Weil die ferne Insel im Nordatlantik nicht nur für den Tourismus, sondern auch für die internationale Politik überraschend schnell an Bedeutung gewinnt. Also ein Buch für Anspruchsvolle, die auf jeden Fall Spannung und Unterhaltung haben wollen, wenn sie ein Buch lesen, aber auch noch das gewisse Etwas-Mehr verlangen.

 

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