862. Ausgabe

Passiertes! – Passiertes es?

 

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldet: Die Zahl der Prostituierten ist durch die Corona-Pandämie um mehr als ein Drittel gesunken. Das ist die Folge der monatelangen Schließung der Bordelle. Ein Fünftel der heute aktiven Prostituierten hat die deutsche Staatsangehörigkeit, mehr als ein Drittel die rumänische und rund ein Zehntel die bulgarische. Das Amt bezieht sich bei seinen Angaben allerdings nur auf die pflichtgemäß angemeldeten Prostituierten. Was es daneben noch alles gibt in diesem Gewerbe, bleibt außerhalb des Wiesbadener Behördentempels. Also bloß ein weiteres der Irritation dienendes Corona-Zahlenspielchen. Nur scheinbar ein positives Zeichen.

 

Habe am 1. Juli, also pünktlich zum Termin neuer Lockerungen, mit Freuden die ersten beiden Passagierschiffe auf dem Rhein gesehen. Das war wie ein Tusch: Neues Spiel, neues Glück!

 

Absurd, aber unübersehbar und sogar verständlich: Nach neuesten UNO-Angaben schaffen die Menschen in Europa und den USA sich einen Ausgleich für die höhere Sterblichkeit durch die Corona-Pandemie, indem sie weniger Kinder zeugen.

 

Von den rund 6.000 Sprachen, die es gibt, sind etwa 43 % in ihrer Existenz bedroht. Das betrifft auch zwanzig europäische Sprachen mit kleinem Verbreitungsgebiet. Und jede gestorbene Sprache stellt einen unwiderruflichen Kulturverlust dar. Doch lässt die Digitalisierung hoffen. So stellt beispielsweise Island seiner Bevölkerung eine Datenbank zur Verfügung, auf der man passende isländische Begriffe für die gebräuchlichsten Anglizismen finden kann. Bei anderen kleineren Sprachen behilft man sich damit, dass man die letzten Sprecher ausführlich ins Mikrofon erzählen, erzählen und erzählen lässt, um ihre Sprache zu konservieren.   

 

Das passt wie Faust auf Auge: Der Deutschlandfunk tut sich mit besonderer Deutsch-Ablehnung hervor. So hörte ich jetzt was über die Dokumenta fifteen statt über die Dokumenta Fünfzehn. In Köln sagt man zu solcher Affigkeit: De dun sech nen Deu aan.

 

Das grammatische Geschlecht wurde in der deutschen Sprache bisher als bedeutungslos, weil zufällig (der Schuh, die Waffe, das Mädchen), hingenommen und störte niemanden. Doch seit eine Gruppe von links-orientierten Möchtegern-Besserwissern es als ein Feld entdeckt hat, auf dem man Bedeutung und gut dotierte Posten erobern kann, wird unsere Sprache durch Gendersternchen und anderen Schnickschnack verunziert und umständlicher gemacht. Und das alles mit dem scheinheiligen Anspruch, damit etwas für die Geschlechtergerechtigkeit zu tun. Zu diesem Scheinargument hat die Zeitung taz den Hinweis geliefert, dass es beispielsweise in der türkischen Sprache kein grammatisches Geschlecht gibt, und daran die Frage geknüpft: Sind Frauen in der Türkei besser gestellt?

 

Dass unser Sprechen nicht immer der zwischenmenschlichen Kommunikation dient, weiß man, muss man sich aber hin und wieder klarmachen, um mehr Verständnis für seine Mitmenschen aufzubringen. Ein gutes Beispiel ist das laute Fluchen und Schimpfen in einer unangenehmen Situation. Das richtet sich überhaupt nicht an die Mitmenschen, wenn es sich auch so anhört, sondern ist so was wie eine Selbsttherapie. Denn wer wild losflucht und schimpft, aktiviert damit die Adrenalinausschüttung und das limbische System in seinem Körper. Was eine befreiende Wirkung hat und dazu führt, dass man in dem Moment mehr aushält. Was sich so schrecklich anhört, ist also Überlebenstechnik.

 

Bekanntlich ist es ein Grundbedürfnis des Menschen, sich etwas erzählen zu lassen. Diesem Bedürfnis zu dienen ist für uns Schriftsteller eine Aufgabe, die wir bei aller Bemühung um Wahrhaftigkeit und künstlerische Darstellung niemals vergessen dürfen. Wenn ich die Reihe meiner Bücher betrachte, möchte ich spontan das Buch „Die Sünderin. Wien 1683“ als typisch für eine fesselnde große Erzählung bezeichnen. In diesem Buch lebt man als Leser plötzlich in einer ganz anderen Welt. Das ist spannender als jeder Krimi, historisch wahr und bis in viele Einzelheiten hinein authentisch, dabei auch noch hochaktuell. Siehe Kritiken und Leseprobe zu diesem besonderen Buch unter https://www.netzine.de/library.

 

 

 

 

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