847. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Na, schön: Lebensmittelläden bleiben geöffnet, und Restaurants dürfen außer Haus verkaufen. Da wäre es eigentlich konsequent, auch Buchhandlungen geöffnet zu halten. Denn der Spruch Der Mensch lebt nicht vom Brot allein enthält mehr Wahrheit, als man im ersten Moment ihm zubilligt. Den geistig aufgeschlossenen Teil der Bevölkerung nur mit Zeitungen und Zeitschriften abzuspeisen, passt nicht zu dem Land, das einmal das Land der Dichter und Denker war.

 

Worte des Jahres und Unworte des Jahres haben ihren Glanz längst verloren, werden aber von Vorgestrigen weiterhin propagiert. Nun hat die Schweiz sich einen gelungenen Scherz erlaubt: Das vor sieben Jahren als Unwort des Jahres verteufelte Wort systemrelevant ist jetzt zum Wort des Jahres 2020 erhoben worden.

 

Autoren und Filmregisseure rackern sich ab in dem Bemühen, immer noch brutalere Mörder und Gewalttaten zu kreieren und dem Volk vor die Feierabendaugen zu bringen. Dabei konkurrieren sie mit den Wahnsinnstätern, die permanent und überall bemüht sind, den weltweiten Wettbewerb um die noch bildkräftigere Grausamkeit zu gewinnen. Hilft da wirklich nur noch das Augenschließen?

 

Uns täglich Not: Bei jedem Frühstück in der Zeitung Gewalttaten, die so sinnlos sind, dass sofort die Frage ansteht: Kittchen oder Klappsmühle für den Täter? Die Bürger verlieren den Glauben an den Schutz durch die Staatsmacht. Zumal sie wissen: Verurteilte Täter kommen viel zu schnell wieder frei. Das bringt uns allmählich amerikanische Verhältnisse, d. h. jeder bewaffnet sich so umfangreich wie möglich.

 

Flugzeug, Fahrzeug, Schwimmzeug. Die Sprache liefert mir ungeheuer viel Zeug zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Aber ich habe mich entschieden: Ich bleibe beim Schreibzeug.

 

Sprachforscher schätzen, dass es heute weltweit 6.000 Sprachen gibt und dass  5.000 andere Sprachen schon ausgestorben sind, zumeist weil sie keine Schrift ausgebildet hatten. Das zeigt den Unwert des bloßen Gequassels und bestätigt die alte Volksweisheit: Wer schreibt, der bleibt.

 

Beim Buchstabieren eines Wortes am Telefon gehen wir meistens nach dem deutschen Buchstabieralphabet vor: A wie Anton, B wie Berta, C wie Cäsar, D wie Dora, … N wie Nordpol, … S wie Siegfried und Z wie Zeppelin. Kaum einem ist bewusst, dass erst in der Nazizeit die Dora und der Nordpol, der Siegfried und der Zeppelin in diese Aufstellung gekommen sind, als Ersatz für die bis dahin üblichen Namen David und Nathan, Samuel und Zacharias. Schon lange gibt es Bestrebungen, das rückgängig zu machen. Deshalb wird empfohlen, demnächst die alte Buchstabentafel wieder zu verwenden. Was die Gender-Aktivistinnen sehr stören dürfte. Halb so schlimm, kommt doch schon 2022 eine ganz neue Buchstabiertabelle auf uns zu, die – ähnlich der europäischen – überwiegend aus Städtenamen besteht. Ohnehin buchstabieren die Österreicher auf ihre eigene Art und die Schweizer noch anders. Und im internationalen Verkehr wie auch bei der NATO gilt eine ganz andere Buchstabiertafel. Also sollte, wer sicher sein will, dass er richtig verstanden wird, jeden Buchstaben mindestens mit fünf Code-Wörtern verdeutlichen. Passt doch zu der heutigen Tendenz, jegliche Kommunikation zu verkomplizieren.

 

Acht Bayerische Kleinverlage, die für viele kleine, ambitionierte Verlage stehen, zeigen einmal, was literarische Kultur ist. In einem Offenen Brief an das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst haben sie auf überzeugende Weise dargelegt, was der Preis in Höhe von 7.500 Euro bedeutet, der vom Land Bayern alle zwei Jahre an einen Bayerischen Kleinverlag vergeben wird. Sie vergleichen das mit den 50.000 Euro, die allein für die Neuinszenierung der Operette „Die Lustige Witwe“ an eines der zahlreichen Theater des Landes gegeben wurden. Sie stellen fest, das sei, „als würde man den Spielern des Branchenführers Bayern München mit staatlichen Fördermitteln die Fußballschuhe vergolden und zu den kleinen Fußballvereinen, die sich um die Ausbildung junger Talente und die Entwicklung neuer Spielformen bemühen, sagen: Regt euch nicht auf, wir fördern euch doch auch, ihr alle gemeinsam bekommt von uns alle zwei Jahre ein neues Eckfähnchen.“   

 

Auch wenn man gerade nirgendwo hin reisen kann, gibt es immer noch den einen Ausweg: Man reist in die Vergangenheit. Na denn: Lass dich von dem historischen Roman „Die Salzhexe“ ins 13. Jahrhundert entführen und schau dich mit staunenden Augen um im Salzkammergut, denn da kann man gut … (www.netzine.de/library/).

 

 

 

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