828. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Die Dummköpfe, die für alles einen englischen Begriff brauchen, fordern uns jetzt zu „Social Distancing“ auf, womit sie das Abstand-Halten meinen und den Verzicht auf Versammlungen. Leider mal wieder ein sprachlicher Fehlgriff, denn die gewünschte räumliche Distanz nennt der Engländer „Spacial Distancing“. Stattdessen verlangen unsere Anglizismus-Idioten nun mit ihrem Begriff „Social Distancing“ ausgerechnet den Verzicht auf Sozialkontakte, dabei sind diese menschlichen Zuwendungen (per Telefon, Internet, Brief) gerade in Zeiten der räumlichen Distanzierung besonders wichtig. Unsere peinliche Anglizismerei.

 

In den Medien so viel Coronavirus-Gerede, dass einem Hören und Sehen vergeht. Und doch bleibt man schlecht informiert. Was die einzelnen Staaten an Fällen melden, ist zumindest zweifelhaft; die Dunkelziffern dürften sich stark unterscheiden. Im Übrigen keine konkrete Angabe, wie viele Menschen wirklich am Coronavirus gestorben sind und wie viele an den Nebenumständen der Pandemie (Bettenmangel, fehlende Beatmungsgeräte, Personalengpass). Und wenn schon täglich die Zahl der Toten da und dort, dann doch bitte im Vergleich mit der Zahl der Toten in normalen Zeiten.

 

Das Corona-Virus macht einem schon Schwierigkeiten mit dem Artikel. Weil das Wort Virus zu den sehr seltenen Ausnahmefällen gehört, die mit der männlichen Endung us auftreten, obwohl sie nicht männlich sind, sondern sächlich. In Zeiten von Me too also mal nichts schrecklich Männliches. Ich kenne neben Virus mit dieser Anomalität nur noch Corpus, Genus und Opus. Kennt jemand weitere? Und haben die sonst noch was Gemeinsames?

 

Klar ist, eine Epidemie führt, wenn nicht zum Tod, dann doch zumindest zu einer Zeit der Isolation. Die Vorbereitung auf die durch das Coronavirus drohende Isolation verriet die unterschiedliche Mentalität der Leute. Die einen kauften schnell noch neue, neckische Unterwäsche, bevor die Läden dichtmachen mussten, die anderen ließen vor leeren Kirchenbänken Messen lesen. Alles verständlich. Doch die Toilettenpapier gehortet haben, die hatten schon ausgeschissen, ehe es richtig losging. Wir haben einen größeren Weinvorrat angeschafft und die Fenster geputzt, um mit guten Aussichten durch die Krise zu kommen. 

 

Eine konsequente Veganerin. „Ich bin einfach tierlieb“, gestand die alte Dame mir, „deshalb habe ich in meinem Letzten Willen festgeschrieben, dass ich nach meinem Ableben nicht ins Krematorium komme, sondern ganz normal unter die Erde.“

 

Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr an vielen Orten gleichzeitig gefeiert werden soll, war ein Pechvogel. Schon als 25-Jähriger mit Hörproblemen geschlagen, blieb ihm das Pech bis weit über seinen viel zu frühen Tod treu. In Wien hat er rund fünfzig Mal umziehen müssen, weil die Nachbarschaft ihm zu laut oder er den Nachbarn zu laut war und er mit seinen Wassergüssen gegen die peinigenden Kopfschmerzen die Wohnungen überschwemmte. Und in diesem Jubiläumsjahr 2020, das ihm mit mehreren tausend Veranstaltungen die Krone des größten Komponisten aller Zeiten aufsetzen sollte, droht nun eine Feier nach der anderen dem Corona-Virus zum Opfer zu fallen. Ein Glück, dass wenigstens seine Musik virenresistent ist, und die kann man sich ja auch zuhause anhören.

 

Die Bundeswehr, zum Schutz der Bundesbürger geschaffen und aufwendig unterhalten, ist inzwischen nicht einmal mehr in der Lage, sich selbst zu beschützen. Sämtliche Liegenschaften der Bundeswehr, so erfahre ich aus der Zeitung, werden von privaten Unternehmen bewacht, die dafür mehr als 8.000 Wachleute einsetzen. Und das lassen die Wächter sich immer besser bezahlen, im vergangenen Jahr schon mit über 430 Millionen Euro. Leider wurde nicht gemeldet, wer nun diese offenbar besonders wertvollen Beschützer der Bundeswehr beschützt – und zu welchem Preis.  

 

Das LLL, Laufenbergs Läster-Lexikon (www.netzine.de/laster-lexikon/), das 1998 gestartete interaktive Wörterbuch, das alles Selbstverständliche hinterfragt und garantiert jedem auf die Füße tritt, es hat inzwischen über tausend Stichwörter und wird in weit über hundert Ländern gelesen, vor allem in den USA und in China. Durch die unverschämten Verweisungen ist das viel mehr als ein Nachschlagewerk, nämlich eine aufregende Abenteuerreise für geistige Menschen. Denn was man in diesem Läster-Lexikon, meinem eigentlichen Alterswerk, vergebens sucht, das ist so was Braves wie Bescheidenheit oder Zurückhaltung.

 

Wir sparen viel Geld durch die Coronakrise und sitzen auf einmal viel mehr zuhause herum. Keine Reisen, keine Klamottenkäufe, keine Kneipenabende, keine Friseuse, keine teuren Veranstaltungstickets, da kann man sich doch einmal den Luxus erlauben, ein Buch zu kaufen. Das wird direkt ins Haus geliefert und hebt einen zuverlässig hoch über den Alltag hinaus. Habe gerade zwei Neuerscheinungen zu bieten, ein Sachbuch und einen Tatsachenroman. Beide hochaktuell und bei allen Online-Versendern zu bekommen. Alle Einzelheiten dazu und Leseproben sind unter www.netzine.de/library/ zu finden.

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