822. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Wenn man liest, wie viele Millionen Euro unsere Regierenden Monat für Monat ausgeben für Beraterhonorare und für die bunten Tabellen der Meinungsforscher sowie für die Gesetzentwürfe von Anwaltskanzleien, rafft man all sein Verständnis für die Spitzenpolitiker zusammen und sagt sich: Die Minister (m/w/d) müssen ja keine Fachkenntnisse haben und sind auch voll beschäftigt damit, sich auf ihrem Stuhl zu halten. Doch bleibt die Frage: Wofür sitzen Tausende hoch bezahlte und bestens abgesicherte Fachleute aller Art in den Ministerien?

Zum Ende des Jahres 2019 las man in der Presse vom letzten Jahrzehnt (Die Welt) und von Fragen an das neue Jahrzehnt (Frankfurter Allgemeine) oder Prognosen für das neue Jahrzehnt (Der Spiegel). Alles ein ganzes Jahr zu früh, weil ein Jahrzehnt nicht aus neun Jahren besteht, sondern aus zehn. Und es ist ja auch nicht besonders schwer, von eins bis zehn zu zählen (erstes Jahrzehnt) und von elf bis zwanzig (zweites Jahrzehnt). Wenn man dann die Erklärung hört, gefühlt beginne ein Jahrzehnt aber schon früher, weil schon die nächste Zahl kommt, kann man nur hoffen, dass die Journalisten sich nicht generell nach Gefühlen richten statt nach Tatsachen.

Ich lese, die deutschen Parteien hätten 2019 weniger Großspenden aus der Industrie bekommen. Was wie eine gute Nachricht klingt, nämlich wie ein Ausgleich dafür, dass unsere Parteien sich Jahr für Jahr viel zu dreist aus dem Steuertopf finanzieren, ist irreführend. Weil nur Großspenden über 50.000 Euro gemeldet werden müssen, alle kleineren Spenden aber unbekannt bleiben dürfen, sind die Parteien zur Beruhigung des Volkes dazu übergegangen, sich Großspenden in kleineren Einzelportionen geben zu lassen.

Mein Kalenderspruch des Tages – und für alle 366 Tage des neuen Jahres: Der Mensch ist in der gesamten Fauna die einzige Art, bei der es jedem einzelnen Exemplar peinlich ist zuzugeben, dass man sich selbst wichtiger nimmt als alles und alle um einen herum – so selbstverständlich einem das ist.

Zum Genderunfug: Die Reichen wie die Armen, die Gesunden wie die Kranken, die Großen wie die Kleinen, die Schönen wie die Hässlichen, die Alten wie die Jungen, sobald sie zu mehreren auftreten, verlieren sie ihr Geschlecht. Was die Genderideologen fuchsteufelswild werden lässt. Deshalb sind das für sie sämtlich Negativfiguren.

Die Haare sind das Einzige, das wir für die Ewigkeit produzieren. Wenn wir das außer Acht lassen und den rundum glattrasierten Kopf so hoch tragen, posieren wir als Werbefiguren für die Vergänglichkeit. – Ich gratuliere.

An der Fernbedienung meines Fernsehers vermisse ich den Knopf zum Abstellen des orchestralen Begleitlärms bei Dokumentarfilmen. Da darf man wohl fragen: Warum bietet die Industrie nicht, was wirklich benötigt wird? Oder muss man darauf drängen, dass die Tontechniker in den Fernsehstudios, die den Lärm hochziehen, weil sie für den Kommentartext keine Antenne haben, wegen Unfähigkeit entlassen werden?

Kaum zu glauben: Am 3. Januar 2020 wird „Das Laufenberg NETzine“ schon 24, dabei ist es doch immer noch ein Tipp für Eingeweihte. Stets regelmäßig erschienen, nicht ein einziges Mal ausgefallen. Von Jahr zu Jahr weiter wachsend an Umfang wie an Leserschaft. Nach den Feststellungen eines unabhängigen Statistik-Unternehmens kommen jetzt schon jeden Tag im Durchschnitt fast 2000 Menschen aus weit über 100 Ländern als Besucher in mein kleines Arbeitszimmer am Rheinufer. Die ich alle herzlich willkommen heiße. Das ist ein ganz ungewöhnlicher Erfolg für eine Literaturzeitschrift bzw. ein Litblog. Nur damit zu erklären, dass die NETzine-Leser den schlichten Werbespruch weitersagen: Der K(l)ick für Köpfe – www.netzine.de.

Was meine Empfehlung für das neue Jahr MMXX ist? Am besten alles Geschehen so hinnehmen, wie vor 300 Jahren der Hofnarr im Heidelberger Schloss, der berühmte Zwerg Perkeo, uns das vorgemacht hat – mit einem überlegenen Lächeln und bissigem Witz. Was mir an diesem größten Hofnarren im deutschen Sprachraum besonders gefällt, verrate ich Euch in meinem Kurzfilm „Perkeos Rückkehr“ (https://www.youtube.com/watch?v=6sm-bnmNFDo) und in meinen beiden Perkeo-Büchern (bei allen Buchhändlern).

 

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