806. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

 

Wem ich meine Stimme bei der Europawahl gebe? – Das weiß ich nicht. Denn als deutscher Schriftsteller fühle ich mich von den EU-Sprachregelungen und dem Auftreten sämtlicher EU-Politiker auf eine unverschämte Weise herabgesetzt. Nach wie vor wird Deutsch, also die Muttersprache der weitaus größten Bevölkerungsgruppe der EU, diskriminiert. Nur ein Beispiel: Der Pressesaal der EU-Kommission ist bloß auf Englisch und Französisch beschriftet. Deshalb sage ich auf die Frage, wem ich meine Stimme gebe, nicht shit oder merde, ich grüße mit Götz von Berlichingen.

 

Wenn ich meinen Computer ausschalten will, muss ich das Zeichen für Start anklicken. Dieser Widersinn sagt doch schon alles über das Sprachunvermögen und die Gedankenlosigkeit der Programmentwickler. Dabei sind das die Leute, die mittlerweile unser gesamtes Leben organisieren.

 

Jetzt erst ist ans Licht gekommen, dass der amerikanische Chemiekonzern Monsanto in Europa heimlich die Wissenschaftler und Journalisten überwacht, die sein Produkt Glyphosat kritisch bewerten. Da kann man nur hoffen, dass unter den Bayer-Managern jemand ist, der ein bisschen Juristisches gelernt hat und dem noch rechtzeitig einfällt, dass man in modernen Rechtssystemen einen Kauf (also auch den Kauf von Monsanto) rückabwickeln kann, wenn einem ein schwerer Mangel der Kaufsache (in dem Fall der bei Monsanto übliche Umgang mit der Wahrheit) verschwiegen worden ist.

 

Die Frankfurter Allgemeine moniert, dass Literaturverlage wie Piper und S. Fischer sowie Kiepenheuer & Witsch als Spitzentitel in ihren neuen Programmen die Romanversuche von bekannten Schauspielern anbieten. Die Zeitung stellt die Frage: Habt ihr denn nichts anderes? So berechtigt diese Kritik an den Verlagen ist, muss sie doch eigentlich an das Publikum weitergereicht werden: Liebe Buchkäufer und Leser, findet ihr nichts wichtiger bei der Auswahl eures Lesestoffs als einen Autorennamen, der euch vom Fernsehen her geläufig ist? Euch reizen ausgerechnet die Namen von Schauspielern, also von Leuten, die nur nachplappern, was richtige Autoren ins Drehbuch geschrieben haben.

 

Ich frage mich, warum wir für manche Dinge kein deutsches Wort haben. So für das Stück Gesicht zwischen Oberlippe und Nase. Und noch erstaunlicher: Es fehlt – neben dem medizinischen Fachbegriff – ein deutsches Wort für das, was wie ein schmaler, flacher Graben von der Nasenscheidewand senkrecht zu der Oberlippe hinab führt. Vielleicht zu peinlich zum Benennen. Weil das überhaupt kein Graben ist, vielmehr die Vertiefung zwischen den beiden etwas erhöhten schiefen Ebenen, die über der Oberlippe stehen und zuverlässig dafür sorgen, dass jeder Nasenausfluss zur Seite geleitet wird statt in den Mund zu laufen.

 

Ich habe vor, das alte Foto von mir, das in dem Wikipedia-Artikel über mich zu sehen ist, durch ein schöneres Porträt zu ersetzen. Das Problem ist nur, dass man bei Änderungen beweisen muss, dass sie nötig sind. Und wie soll ich beweisen, dass ich schöner geworden bin?

 

Bei den Todesanzeigen in der Zeitung fallen mir – neben der Verwandtschaft – immer wieder die umfangreichen Ansammlungen von Namen auf, die den Verstorbenen besonders ehren wollen. Und mir kommt der Verdacht: Manch einer hält seinen Namen für so wichtig, dass er nicht warten kann, bis er selbst der fettgedruckte Tote in der Zeitung ist.

 

Nach einer Studie des Bundesbildungsministeriums haben in Deutschland gut sechs Millionen Erwachsene erhebliche Lese- und Schreibschwierigkeiten. Für mehr als die Hälfte von ihnen ist Deutsch die Muttersprache. Dieses Ergebnis erscheint mir geschönt zu sein. Ein Blick in die sozialen Medien zeigt, dass kaum einer sich fehlerfrei auf Deutsch ausdrücken kann. Nischt einmal isch.

 

Das habe ich so noch nie erlebt. Mein neues Buch „Die Triangel“, kaum erschienen und von mir auf der Leipziger Buchmesse mit einer Lesung vorgestellt, war nicht mehr zu bekommen. Weil es so viele Vorbestellungen gab, die der Verlag zuerst bedienen musste. Daneben gab es auch Schwierigkeiten in der Produktion. Ich habe wochenlang auf das Paket mit den mir zustehenden Belegexemplaren warten müssen, weil dann auch noch der Buchhandel vorrangig beliefert werden musste. Doch jetzt ist „Die Triangel“ überall erhältlich. Dieses Buch über einen Wissenschaftler, einen Künstler und eine gefühlsbetonte Frau zwischen ihnen, eine Ménage à trois, kommt offenbar gut an. Wer das ungewöhnliche Trio bei seinen Erlebnissen in Israel, New York und Berlin begleiten will, sollte jetzt rasch zugreifen. Damit er nicht warten muss, bis die nächste Auflage des Buches, das in Israel gedruckt und gebunden wird, beim Verlag in München angekommen ist.  

 

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