790. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Zwei Klimaforscher haben den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaft bekommen. Recht so. Fürs richtige Klima muss endlich was getan werden. War doch auch die Sahara einmal bewachsen und bewohnt, und Grönland war wirklich grün. Aber dann kam der Dieselmotor (fahr ich nicht), und die Kühe rülpsten ungeniert los (tu ich nicht), und alles ging den Bach runter.

 

 

Schon lange vor der Mitte des 15. Jahrhunderts, als Johannes Gutenberg den Buchdruck mit metallenen, auswechselbaren Lettern erfunden hat, gab es die Frankfurter Buchmesse. Bereits im 12. Jahrhundert pflegten Händler von überall her nach Frankfurt zu kommen, um dort Handschriften und Blätter zu verkaufen, die sie mit einzelnen Druckblöcken hergestellt hatten. Daran erinnert in Frankfurt heute noch die Buchgasse. Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie das letzte Buch gekauft haben?

 

 

Beim interkontinentalen Krieg der Giganten in der IT-Branche geht es um Spionagechips, die irgendwer in fremde Hardware oder Software eingeschmuggelt haben könnte. Sich solche Brückenköpfe beim Gegner zu schaffen, gilt heute als die modernste Eroberungstaktik. Dass hinter der Programm-Ebene aber die viel wichtigere Ebene der Gehirne liegt, wissen seit jeher die Schriftsteller. Zumindest für die Autoren, die nicht nur Spannung bieten, sondern auch was zu sagen haben, sind die IT-Giganten bloß unzuverlässige Hilfstruppen beim Bauen von Brücken zu anderen Köpfen.

 

 

Viele Generationen unserer Vorfahren waren mächtig stolz auf die Taschenuhr, danach auf die Armbanduhr, die sie trugen. Kein Gedanke daran, dass sie mit diesem Gerät nur zu pünktlichem Funktionieren in Wirtschaft und Verwaltung gebracht wurden. Die jetzt aktive Generation ist genauso stolz auf das Handy, das sie immer in der Hand oder greifbar hat. Kein Gedanke daran, dass sie mit diesem immer tüchtiger werdenden Gerät zu absolut durchschauten und ferngesteuerten Opfern der Geld- und Politik-Herren gemacht werden. Schöne neue Welt!

 

 

Immer öfter lese ich in der Werbung: Das Hotel ist kinderfrei. Und neuerdings nimmt die Flussschiffflotte – wie schade, dass ich mir das dritte t verkneifen muss – der Viking River Cruises keine Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren mehr an Bord. Das wird man vermutlich wieder als kinderfeindlich kommentieren, könnte aber auch als erziehungsfreundlich gedeutet werden.

 

 

Filme und Dokumentationen im Fernsehen bereiten immer mehr Menschen Verständigungsprobleme. Dahinter steht das Bemühen der Produzenten um eine möglichst lebensechte Wiedergabe der Dialoge. Dabei weicht man gern von der perfekt artikulierenden Schauspielersprache ab und serviert das übliche Alltagsgenuschel. Dazu dann noch die Musikdudelei als Hintergrund, die dem Tontechniker besser gefiel als das Gerede, weshalb er sie großzügig hochzog, da kann man den Fernseher nur noch ausschalten und nach einem Buch greifen.

 

 

In den Reiseprospekten werden wir oft mit einem spürbaren Frühbucherrabatt zum schnellen Buchen unserer nächsten Ferienreise ermuntert. Natürlich steht dahinter das verständliche Interesse der Veranstalter an der Planung der Einzelheiten mit festen statt nur geschätzten Teilnehmerzahlen. Aber über diesen schnöden Geldaspekt hinaus gilt auch: Wer seine Reise früher bucht, genießt länger die Vorfreude auf dieses Erlebnis. Und bekanntlich ist die Vorfreude die schönste Freude, – oft auch die einzig ungetrübte.

 

 

Zu der exquisiten Sorte der Ultrareichen gehört man, wenn man ein Vermögen von rund 26 Millionen Euro hat. Zu dumm, da fehlt mir immer noch ein bisschen. Dabei weiß ich jetzt, wo ich dann standesgemäß meinen Wohnsitz zu nehmen hätte, nämlich in Hongkong. Dort leben die meisten Superreichen. Notfalls täte es aber auch noch der zweitbeste Wohnsitz New York City. Oder ich müsste mich mit Tokio bescheiden, das an dritter Stelle der Beliebtheit bei Superreichen steht. Dagegen könnte ich auf Paris und London verzichten.

 

 

In diesem Jahr ist von mir nur ein einziges Buch erschienen. Aber ein Buch, das ein besonderes Gewicht (mehr als die 495 Gramm, die es auf die Waage bringt) hat. Weil die Zeitbezüge zum Heute unübersehbar sind. Die Türken vor Wien. Mit einem gewaltig überlegenen Heer. Eine zweimonatige Belagerung, Mauern und Nerven zerfetzend. Die Verteidiger sind am Ende. Doch dann müssen die Türken Hals über Kopf fliehen, weil ihr Befehlshaber nicht aufgepasst hat. Das alles ist in dem Roman „Die Sünderin. Wien 1683“ nach den historischen Belegen geschildert. Und eine recht delikate Erklärung der für die Historiker offenen Frage, warum der Führer der Türken einen so verheerenden taktischen Fehler gemacht hat, gibt dieses Buch mit dem uralten Judith-Motiv.   

 

                                

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