770. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Ob sie Schauspieler sind, Manager, Künstler oder Politiker, es häufen sich die Vorwürfe, sie hätten ihre Stellung zu sexuellem Missbrauch von Abhängigen genutzt. Was einen auf den Gedanken kommen lässt, ob das Streben, beruflich an die Spitze zu kommen, vielleicht generell nicht nur dem Gelderwerb dient – kann doch kein Mensch Millionen verfressen – , sondern dem Überwinden der störenden, aber auf gesellschaftlicher Vereinbarung beruhenden Grenzen beim Ausleben der Libido. Das heißt: Was sich die Herrscher schon immer herausgenommen haben, ist durch unsere alberne Prominenten-Verehrung schon halbwegs sozialisiert worden.

 

Wenn ich die Äußerung eines Politikers höre, jetzt wolle er ergebnisoffen verhandeln, verstehe ich das als Eingeständnis, dass man bei all seinem sonstigen Gerede kein Ergebnis erwarten kann.

 

Seit dem 1. Januar dieses neuen Jahres läuft die Schuldenuhr an der Zentrale des Bundes der Steuerzahler in Berlin, auf der die Zunahme der Verschuldung der öffentlichen Hand pro Sekunde dargestellt wird, erstmals rückwärts. Weil Schulden abgebaut werden. Wieso bei den mehr als üppig fließenden Steuereinnahmen überhaupt für das Jahr 2018 noch eine Neuverschuldung in die öffentlichen Hauhaltsplanungen aufgenommen wurde, wird dem Bürger dadurch erst recht unverständlich. Aber die Schuldenuhr misst ja nicht den Schuldenstand, sondern die Zunahme der Verschuldung pro Sekunde, und die wird nur ein wenig verringert, bleibt aber eine Zunahme.

 

In Berlin hat ein Rentner in einem öffentlichen Verkehrsmittel ein Mädchen mit vorgehaltener Pistole dazu genötigt, für ihn den Sitzplatz freizumachen. Die herbeigerufene Polizei erkannte die Waffe als Schreckschusspistole, dennoch erwartet den Rentner jetzt ein Strafverfahren. Vermutlich, weil er in der falschen Zeit lebt. Denn früher hat man als Rentner nicht zu solchen Mitteln greifen müssen, um etwas so Selbstverständliches zu erreichen,

 

Habe gehört, das Riesenproblem mit dem Versand all der im Internet bestellten Waren sei nun gelöst. Ein junges Versandunternehmen hat ein Programm entwickelt, mit dessen Hilfe alles Bestellte direkt an die Adresse des örtlichen Sondermülllagers geliefert wird, womit der lästige und kostspielige Umweg über den kurzzeitigen Gebrauch des Krams durch den Besteller entfällt.

 

Schon immer gab es Menschen, die wissen wollten, wie viele Wörter die deutsche Sprache hat. Johann Christoph Adelung hat ein „Grammatisch-kritisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ herausgebracht, das im Jahre 1811 in seiner letzten Auflage 58.500 Wörter enthielt. Die von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm 1838 begonnene Wörtersammlung „Deutsches Wörterbuch“, erst 1961 vollendet, kam auf 450.000 Wörter. Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften hatte im Jahre 2013 in ihrer Sammlung „Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache“ schon 5,3 Millionen Wörter. Und die elektronische Datenbank der Duden-Redaktion, „Das Dudenkorpus“, hatte Anfang 2017 schon 23 Millionen Wörter. Kein Grund, gleich sprachlos zu werden. Denn der deutsche Standardwortschatz besteht aus rund 70.000 Wörtern, alles andere gehört zu Fachsprachen, zum Jargon oder zu einem Dialekt, oder es handelt sich um nur einmal aufgetauchte Gelegenheitsbildungen von Wörtern.

 

Auffällig, aber mehrfach selbst erlebt und auch von anderen gehört: Das Finanzamt schickt Steuernachforderungen gerne so ab, dass sie exakt am Tag vor Weihnachten ankommen. Da kann man nur Mitleid haben. Mit den Staatsdienern, die sich zu solcher Schikane hinreißen lassen, weil sie so sehr unter den Minderwertigkeitsgefühlen leiden, die ihnen die Erfolge ihrer Mitbürger machen.

 

Habe gerade die Arbeit an einem Wien-Roman beendet, der ein skandalöses Ereignis in einem Frauenkloster zur Zeit der zweiten Belagerung Wiens durch die Türken zum Thema hat. Das Buch ist jetzt beim Verlag in Produktion und wird im März auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Ich würde es auch gerne in Wien mit einer Lesung präsentieren, wenn ich nur wüsste, wo. Das Literaturhaus Wien ist, anders als in Deutschland bei solchen Institutionen üblich, nur für die einheimischen Autoren zuständig. Nun bin ich aber kein Österreicher. Also was tun?

 

Ein Berliner Taxifahrer, der im Gespräch erfuhr, dass sein Fahrgast zu Maltas Botschaft gehört, schwärmte der Dame von meinem Malta-Kulturthriller „Hypogäum“ vor, den er kürzlich gelesen habe. Das sei die schönste Schilderung Maltas. Recht hatte er. Chapeau! Nun werde ich mich bei dem nächsten Taxifahrer, den ich mit der Frage, ob er frei sei, bei seiner Lektüre unterbreche, zunächst einmal entschuldigen müssen.

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