765. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Die Ermordung einer Politiker-Kritikerin auf Malta macht uns  deutlich, dass wir uns zu Unrecht dem Osten, dem Nahen wie dem Fernen, überlegen fühlen. Man lebt hier wie dort nur noch mit Resten von tradierten Moralvorstellungen, die sich leicht zur Seite schieben lassen, wenn es um Geld, Macht, Sex oder Nachruhm geht.

 

Seufzer eines eifrigen Zeitungslesers: Bisher hieß das böseste aller bösen Wörter: Terroristen. Jetzt heißt es plötzlich: Separatisten. Das kommt mir spanisch vor.

 

Genau genommen leben wir in einer schizophrenen Gesellschaft. Einerseits rangieren bei uns Politiker in den offiziellen Erhebungen über die Wertschätzung von Berufsgruppen ganz unten, andererseits lassen wir es klaglos zu, dass sie uns in den Medien Tag und Nacht auf die Nerven gehen, weil die Medien jeden auch nur halbwegs bekannten Politfunktionär, wo auch immer er auftritt, mit Pulks von Kameras und Mikrophonen umschmeicheln. Man kann nur noch abschalten.

 

Das Wahlergebnis in Tschechien wird als weiterer Beleg für einen allgemeinen Rechtstrend in der EU gedeutet. Dabei ist für die sozialwissenschaftliche Betrachtung nichts Unerwartetes geschehen. Weiß man doch, dass die EU als eine soziale Gruppe so reagiert wie jede andere soziale Gruppe. Wo Menschen sich zu einer Gruppe zusammentun, verhalten sie sich zunächst möglichst gleich. Doch je größer die Gruppe wird oder je enger sie sich zusammenschließt, umso mehr hat das einzelne Gruppenmitglied das Gefühl, in der Gesamtheit unterzugehen. Und umso mehr steht es unter dem Zwang, sich durch irgendeine Besonderheit von den anderen Gruppenmitgliedern zu unterscheiden. Und als Besonderheit ist das Grenzen-Schließen up to date.

 

Seit Monaten flattert ein Ausspruch durch den deutschen Medienwald, den eine Frau namens Aydan Özoguz getan hat: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ Kaum zu glauben, aber leider wahr, dass eine so total dumme Frau nicht nur SPD-Vize-Vorsitzende ist, sondern auch noch das Amt einer Staatsministerin und Integrationsbeauftragten der Bundesregierung innehat. Total dumm heißt, die Frau hat noch nicht davon gehört, dass die Philosophie seit Jahrhunderten deutsch geprägt ist, wofür Namen stehen wie Kant, Spinoza, Nietzsche, Leibniz, Bloch, Jaspers, was auch für die Musik gilt, um nur Bach, Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy und Wagner zu nennen, oder die Malerei von Dürer und Cranach bis Beuys und Werner Tübke, nicht zu vergessen den Protestantismus, der von Luther und seinen Mitstreitern zu einer aus deutschem Geist getragenen Sache gemacht wurde.

 

Und wieder hat sich gezeigt, dass bei uns die alberne Masche, sich einen englischen Namen zu geben, zum Scheitern führt. Das war erst kürzlich bei dem großen Spielzeugkonzern Toys der Fall. Jetzt ist Air Berlin unsanft gelandet, und Lufthansa fliegt umso besser.

 

Jetzt ist es amtlich: Der Bestand an Insekten ist bei uns seit 1990 um 75 % zurückgegangen. Doch der Deutsche Bauernverband hält das nicht für aufregend. Recht hat er natürlich. Wer wollte einem so großen und einflussreichen Verband widersprechen. Solange nicht nachgewiesen wird, dass der Dauereinsatz von Mitteln wie Glyphosat und die Großflächenmonotonie mit Mais und Raps sowie die extreme Überdüngung des Bodens auch uns Menschen umbringt, vor allem durch die vergiftete Nahrung, solange heißt das erprobte Gesetz der Landwirtschaft: Gewinn geht vor Gewissen. Man muss das wohl positiv sehen. Schafft ja auch neue Arbeitsplätze. In China sollen schon Hunderttausende damit beschäftigt sein, Obstbäume und Beerensträucher von Hand zu bestäuben. Bisher war das Bild der Apokalypse so schön klar: Der Mensch wird eines Tages sich selbst und fast alles Leben auf der Erde vernichten, so dass nur noch einige Insektenarten und Grasarten übrig bleiben. Doch nun sind wir offensichtlich schon dabei, die Überlebenskünstler Insekten zu überleben. Also weiter so!

 

Jetzt war ich das erste Mal in Liechtenstein. Nein, nein, ich habe keine Bank betreten. War nicht nötig. Wie mit Goldmünzen hatten die Bäume für mich die Wege geschmückt, die Sonne lieferte den Felswänden jeden Abend eine Heißvergoldung, und ich genoss ein goldiges Lächeln mit meiner trotzigen Bemerkung: Geld ist doch nicht alles!

 

Die in Heidelberg erscheinende Rhein-Neckar-Zeitung hat einen Artikel über mein neuestes Buch gebracht, nämlich über den historischen Heidelberg-Krimi „Tödliches Einmaleins“. Hier zum Nachlesen.

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