750. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Das Verhältnis von Auto zu Computer ist im Kippen. Als das Auto für jeden die größte Alltagswichtigkeit hatte, wuchs der Hilfsverein ADAC ins Gigantische. Zum Glück. Jetzt aber nimmt die Bedeutung des Autos spürbar ab, stattdessen wächst die des Computers in all seinen Formen und mit all seinen täglichen Problemen. Da frage ich mich: Warum gibt es noch nicht den Hilfsverein ADCC? Und wie ist es mit dem dritten der für uns bedeutendsten Problembereiche, dem Beischlaf? Wer ADAC und ADCC sagt, der muss auch ADBC sagen.

 

In der Schweiz hat man jetzt aus einer Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 25 Jahren die Erkenntnis gewonnen, dass dieser Zielgruppe die Sprache der Politiker zu kompliziert ist, um sich eine eigene Meinung bilden zu können, was sie vom Wählen abhält. Das dürfte nicht nur dort ein neuer Anreiz sein, das Wahlalter per Gesetz noch weiter herunter zu setzen, um mit noch weniger Rücksicht auf die Wähler forsch durchregieren zu können.

 

Was man an aktuellen Nachrichten aus aller Welt liest, hört und sieht, bringt einen zu der Erkenntnis, dass in immer mehr Staaten die Menschen nur noch Geiseln in den Händen ihrer Regierenden sind. Nicht nur in Afrika, Südamerika und Asien. Selbst in vielen angeblichen Demokratien gibt es keinen Schutz für das Volk, weil die Regierenden mit ihrer Medienmacht das Volk verdummen und es von ihren hündisch gehorsamen Sicherheitskräften niederknüppeln lassen.

 

Ich habe nach der diesjährigen Leipziger Buchmesse den Eindruck, dass die literarisch anspruchsvollsten Erzählwerke von kleinen Verlagen gebracht werden statt von den großen renommierten Verlagshäusern. Was nicht zufällig ist. Die Verlagselefanten haben es unter dem Druck der Rentabilität nur zu gern zugelassen, dass freie Literatur-Agenten ihnen die Arbeit der Vorauswahl guter Manuskripte abnehmen. Mit dem doppelten Spar-Effekt, dass keine Kosten für den Ausbau des eigenen Lektorats anfallen und dass die Agenturen nicht vom Verlag bezahlt werden, sondern von den Autoren. Wobei ein dritter Effekt gern hingenommen wurde: Weil die Agenturen prozentual am Erfolg eines Buches beteiligt sind, schlagen sie dem Verlag – verständlicherweise – nur Manuskripte zur Veröffentlichung vor, die nach Thematik und Machart Chancen bei einem größeren Publikum haben, also leichter goutierbar sind. Die literarische Qualität ist dabei nachrangig. Daneben verlassen sich die großen Verlage auf Übersetzungen von Büchern, die in ausländischen Bestseller-Charts schon ihre Anziehungskraft bewiesen haben.

 

Dass wir heute in unserer Gedankenlosigkeit immer nur die wirtschaftlichen Erfolge bejubeln, ist zum Weinen. Das zeigt das Beispiel der Krebsseuche Kaposi-Sarkom, die inzwischen in Afrika die häufigste Todesursache für Männer ist. Die Wissenschaftler haben die auslösenden Viren gefunden, aber es gibt keinen Impfstoff, obwohl der leicht zu produzieren sein soll. Es besteht dafür einfach kein Interesse der Industrie, weil auf dem afrikanischen Arme-Leute-Markt kein schneller Dollar oder Euro zu machen ist.

 

Ein japanisches Beerdigungsunternehmen macht Senioren das verlockende Angebot, ihnen die Bestattungskosten um 15 % zu verbilligen, wenn sie freiwillig ihren Führerschein abgeben. Was auf den ersten Blick japanisch-absurd wirkt, ist nur konsequent: Denn nicht der Senior, sondern die Angehörigen erhalten einen Rabatt auf die Kosten, die demnächst auf sie zukommen werden, als Ausgleich dafür, dass sie nun mehr Fahrten für und mit dem führerscheinlosen Senior machen müssen.

 

Schon beim Autofahren ist fast alles verboten. Doch weil es jetzt auch für Flugreisende strikte Verbote für das Fummeln an Laptop und Tablet gibt, was ein Arbeiten in der Luft unmöglich macht, ist zu erwarten, dass der Mensch sich endlich abwendet von dem Irrsinn der Fliegerei, die nicht originär zu ihm passt, und wieder zu Fuß geht. Wenn damit auch ein paar Destinationen an Bedeutung verlieren, macht euch auf die Socken, ihr Kotzbrocken!

 

Im Internet war es zu bestaunen. Ein ebenso aufregendes Ereignis wie die Verwirklichung des archetypischen Menschheitstraumes zu sehen, wo man nicht ist, den uns das Fernsehen eingebracht hat. Jetzt flog ein Mann im Stehen durch die Luft. Also ein anderer archetypischer Traum der Menschheit, nämlich fliegen zu können, war damit Wirklichkeit geworden. Der französische Erfinder Franky Zapata hatte sich ein Trittbrett unter die Stiefel geschnallt, das mit kleinen Düsenantriebwerken ausgerüstet war, die dem Gerät, Flyboard Air genannt, Auftrieb und Vortrieb gaben. Gesteuert hat er einfach durch leichte Gewichtsverlagerung. Militärs in aller Welt waren sofort brennend interessiert. Das war den französischen Behörden unheimlich. Sie verboten mit Androhung von Gefängnisstrafe jeden weiteren Flug: Zu gefährlich.

 

Der doppelter Karibik-Reisebericht von meinen Kreuzfahrten 1971 (auf einem russischen Schiff) und 2015 (mit einem AIDA-Schiff) ist jetzt als Buch erschienen: „Karibik ohne Kannibalen“ (www.edition-karo.de). Prompt heißt es, das sei ein typischer Laufenberg: So amüsant wie widerborstig. – Da ist was dran.

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