746. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Abgesehen von all den Verschwörungstheorien, wie es zu der so unwahrscheinlichen Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gekommen ist, gibt es auch vernünftige Überlegungen. Beispielsweise, dass es der Mentalität der Amerikaner entspricht, den überreich gewordenen Erfolgsmenschen besonders zu schätzen. Dahinter steht die alte religiöse Vorstellung, der Himmel habe ihn mit irdischen Schätzen überhäuft, weil er es verdient hat. Calvin lässt grüßen. Dieses Denken führt auf der anderen Seite dazu, jede staatliche Hilfe für Arme und Erfolglose abzulehnen, weil Notleidende Sünder sein müssen, die der Himmel bestraft. So unterminiert Calvin sogar noch Obamacare. Was uns zeigt: Nicht nur im nahen Osten ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, sondern auch im fernen Westen.

 

So werden wir krank gemacht: Da hat man brav die jährliche Blutuntersuchung machen lassen und danach auf dem Ausdruck in einer Sparte festgestellt, dass man mit 176 gefährlich hoch über dem Grenzwert von 150 liegt. Wenn man dann den Zettel mit dem vom Vorjahr vergleicht, sieht man, dass man vor einem Jahr mit 175 noch beruhigend weit unter dem Grenzwert lag. Da war allerdings der Grenzwert noch mit 200 angegeben. Gegen die Pharmalobby gibt es halt keine Medizin.

 

Alte Kameraden. Ist es eventuell ein typisch britisches Understatement, den BREXIT als nötigen Ausstieg aus Europa zu bezeichnen, obwohl die Akteure die Sache genau andersherum sehen? Nämlich als den Eintausch all der unvermeidlichen Schwierigkeiten mit dem vielsprachigen Europa gegen eine engere Kooperation mit den USA auf der Basis einer gemeinsamen Sprache – und etlicher gemeinsamer Kriegsabenteuer?

 

Geld oder Leben! Es gibt inzwischen einen weltweiten Krieg gegen das Bargeld. Und es gibt schon erste Verlierer, nämlich Skandinavier und Inder. Die Kriegsherren sind Banker und Politiker, die dabei mit fadenscheinigen Argumenten Interessen durchsetzen, die jedenfalls nicht die Interessen von Otto Normalverbraucher sind. Wir verschenken mit jedem Einsatz von Karte statt Geld ein weiteres Stück Bewegungsfreiheit, Privatsphäre und Schutz vor umfassender Durchleuchtung und staatlicher Überwachung. So verrät man sich beim täglichen Intelligenztest an der Ladenkasse als dämliches Opfer oder behauptet sich als autonome Persönlichkeit.

 

Mal was Anderes zum ewigen Streitthema Globalisierung: Jetzt erzählte mir ein Reisender, Dubai, dieses Sand-Sonne-Wolkenkratzer-Ländle, importiere in großem Stil Sand aus der Sahara, der in Bremen gereinigt wird, um damit seinen Kamelen zum Rennen und den Touristen zum Sonnenbaden die optimale Unterlage zu bieten.

 

Ein Riesenproblem ist die ungehemmte Plastikansammlung in den Weltmeeren. Schwimmende Müllinseln von der Größe ganzer Länder, die tagtäglich weiter wachsen, obwohl das Material über die Jahre immer weiter zerrieben wird. Die dabei entstehenden kleinsten Plastikteilchen werden von den Meeresbewohnern gefressen, weil die keinen Unterschied erkennen können zwischen Nahrung und Ballast. Und wir essen mit jedem Fisch und Hummer den Müll mit. Das trifft mal nicht nur Arme, sondern auch Reiche und jeden Gourmet. Trotzdem sind die Bemühungen um die Beseitigung der Plastikabfälle durch eine sinnvolle Wiederverwertung als Baumaterial oder als Rohöl noch immer in den Anfängen.

 

In China scheint man zur Lösung des Problems der Überbevölkerung eine elegante Lösung gefunden zu haben. Man erlaubt jedem, sich ein billiges, kleines elektrisch betriebenes Zweisitzer-Autochen mit Spitzengeschwindigkeit unter 100 km/h zu kaufen, das keine Zulassung braucht und ohne Führerschein und irgendwelche Kenntnisse gefahren werden darf – solange es gut geht.

 

Denglisch, Denglisch über alles, über alles in der Welt. Jetzt hat mal einer nachgezählt, wie viele Wörter auf den Internet-Startseiten der deutschen Dax-Konzerne Anglizismen oder englische Wörter sind. Und siehe da, bei Infinion sind es 31, 83 %, bei BMW 30,27 %, bei Linde 29,89 %, und diesen Spitzen-Horsemen im bundesdeutschen Kauderwelsch-Wettbewerb folgen Deutsche Bank mit 26,75 % und Münchner Rückversicherung mit 25,23 % auf dem Fuße. Das stinkt mir.

 

Die Auslieferung meines neuen Buches „Hohe Zeit“ hat sich so verzögert, dass etliche Buchhändler den Kunden schon die Erklärung gegeben haben, das Buch sei bereits eine Woche nach Erscheinen ausverkauft. Das war leicht übertrieben. Hat doch nur die zeittypische Grippe im Verlag das Packen und Rechnungenschreiben verhindert. Wen jetzt eine „Hohe Zeit“ mit Rechnung gelüstet, bitte sehr: bestellung@salonliteraturverlag.de

 

 

 

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