742. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Der nächste Schritt hin zur totalen Überwachung der Bürger: Neben der ständigen Propaganda zur Abschaffung des Bargeldes, damit jede unserer Ausgaben und jeder unserer Schritte auf der Geldkarte dokumentiert und nachverfolgbar wird, jetzt das: Die Deutsche Nationalbibliothek, die sämtliche in Deutschland herausgebrachten Bücher sammelt, erlaubt ihren Nutzern bei allen Büchern, die auch elektronisch vorhanden sind, nur noch das elektronische Lesen. Ist ja moderner und schont die wertvollen Bücher. Damit wird gleichzeitig ein wildes, unkontrolliertes Lesen verhindert. Als ob man sagen wollte: Man weiß doch, wohin solches Wildlesen bei Leuten wie Karl Marx und Adolf Hitler geführt hat.

 

Dass inzwischen in Deutschland schon fast jeder Zehnte von Stütze lebt, steht in erschreckendem Kontrast zu dem Bild des Staates, das unsere Politiker so gern zeigen. Deshalb müssen jetzt wohl die Etatposten für Öffentlichkeitsarbeit der Regierenden großzügig erhöht werden.

 

Das uns schon so selbstverständliche Prinzip Demokratie hat durch die Präsidentenwahl in den USA sein Gesicht verloren. Wie erst jetzt herauskam, ist Trumps Wahl auf den besonders geschickten und massenhaften Einsatz von Desorientierungs-Mitteilungen zurückzuführen, mit denen jeweils gezielt die Vorurteile, Wünsche und Ängste des Einzelnen bestätigt wurden. Vor allem die von 250 Millionen Amerikanern gesammelten psychologischen Persönlichkeitsprofile haben diese Wählerirreführung ermöglicht. An die ungeheuer konkreten Wählerprofile sind Trumps Internet-Spezialisten gekommen, indem sie die Leute auf Facebook Monate lang immer wieder mit neckischen Persönlichkeitstest-Spielchen ausgefragt haben. Stets nach dem Muster: Welche historische Persönlichkeit wärst du gern gewesen? Welche Großstadt passt am besten zu dir? Welches Tier möchtest du in deinem nächsten Leben sein? Mit dieser Strategie hat die Trump-Wahlkampftruppe bewiesen: Die Wähler sind für eine moderne Demokratie zu dumm.

 

In der Tagesschau erfahre ich, dass von den 216 Kampfjets der Bundeswehr wegen diverser Mängel am Gerät nur 69 aufsteigen können. Wenn unsere Verteidigungskraft auf ein Drittel zusammengeschrumpft ist, frage ich mich, ob die Gehälter und Versorgungsansprüche unserer Regierenden sowie die Diäten sämtlicher Bundestagsabgeordneten ebenfalls auf ein Drittel reduziert wurden.

 

Der Beschluss zur Fusion der starken Deutschen Börse Frankfurt mit der schwächeren Londoner Börse, die zu dem Sitz der Holding in London statt Frankfurt führen sollte, war schon vor der Brexit-Überraschung ein Eigentor der deutschen Politiker und Banker. Da hatten Leute offenbar mehr Interesse an hohen Beraterhonoraren oder üppigen Boni als an der Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Aber es gibt noch Hoffnung: So einig sich die sogenannte Elite in der Gier nach Geld zu sein scheint, gibt es bei Politikern, anders als bei Fußballern und Bankern, wenigstens immer noch den Streit der Parteien untereinander, der zur Aufdeckung von Korruption führen könnte.

 

Habe mir den 2014 gedrehten überlangen Spielfilm „Fräulein Julie“ von Liv Ullmann angesehen und war plötzlich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Standesunterschiede, die einen Quickie-Sex zur Entehrung machen und den Suizid unausweichbar werden lassen, oh Gott, oh Gott. Ein Glück, dass wir diese Zeiten hinter uns gelassen haben. Ein Hoch auf Safer Sex, auf die Pille danach, auf Hartz IV und dergleichen Hilfsmittel zum Überleben. Wieso die von August Strindberg 1888 veröffentlichte Tragödie in unserer Zeit verfilmt wird, ohne jeden Bezug zum Heute, aber mit unseren Steuergeldern gefördert, ist mir ein Rätsel.

 

Da erregt ein Linguistik-Professor der Universität London Aufsehen mit der Feststellung: Bei einem Sprachwechsel verändern Menschen sich durch die Sprache, die sie sprechen, und diese Anpassung an das jeweilige Land geschieht unwillentlich. Ist doch nichts Neues für Zeitgenossen, die sich klargemacht haben, dass Sprache viel mehr ist als bloß ein Verständigungsmittel, nämlich kondensierte Kultur eines bestimmten Kulturraums. Mit dem Wechsel in eine andere Sprache wird man Teil einer anderen Kultur mit ihrer ganzen Geschichte und Erfahrung, weil in den Begriffen und idiomatischen Wendungen auch alle Vorurteile, aller Stolz und alle Verdrängungen enthalten sind.

 

Für Mutter Natur sind wir Menschen eine Plage. Man schätzt, dass 140 Millionen Tonnen Müll in den Weltmeeren schwimmen. Allein im Pazifik gibt es einen zusammenhängenden Müllteppich von der Größe Mitteleuropas. Da es sich dabei vor allem um Plastikmaterial handelt, ist das ein riesiger Wertstoffvorrat, der herrenlos ist. Ich frage mich seit Jahren, wann endlich clevere Ingenieure und Kaufleute darauf kommen, die umstrittenen riesigen Walfang- und Walverarbeitungsschiffe umzufunktionieren zu Plastiksaugern und Plastikaufbereitungsfabriken, die aus dem Müll schwefelfreies Heizöl produzieren. Müssen vielleicht erst wieder die Ölpreise steigen?

 

Mein großer – na ja, bei 501 Seiten darf man das wohl sagen – autobiografischer Roman „Hohe Zeit“ ist in der Druckerei, meldet der Salon Literatur Verlag in München. Unbedingt eins meiner wichtigsten Bücher, wenn nicht gar das wichtigste. Ich kann es kaum erwarten. Vorbestellungen werden schon angenommen (Bestellung@salonliteraturverlag.de).

Scan0042

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.