668. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Der aktuelle Mehrwert: Gut erhaltene PKW aus den Jahren kurz vor und nach der Jahrtausendwende sind plötzlich gesuchte Stücke geworden. Das ist das Ergebnis des 52. Verkehrsgerichtstags in Goslar, auf dem klargestellt wurde, wie die klandestine Zusammenarbeit von Autoherstellern und IT-Größen wie Google und Facebook unser Auto zu unserem Steckbrief macht. In neuen Autos mit ihren vielen Assistenzfunktionen arbeiten bis zu einhundert durchweg personenbezogene Datenverarbeitungssysteme, die alles über uns sammeln und speichern, was die Wirtschaft und die Polizei interessiert, deine Frau eventuell auch. Dabei weiß man, dass alles, was ein Computer einmal hat, auch nach dem Löschen wieder aktiviert werden kann. Zudem machen diese Systeme das Auto virenanfällig und so manipulierbar, dass es sich auf Befehl von Hackern selbständig machen, sogar gegen uns wenden und unaufhaltsam gegen die Wand fahren kann. Deshalb gilt jetzt: Das alte Auto hast du, das neue Auto hat dich.

Mir ist noch keine Sportgröße so sympathisch gewesen wie Vitali Klitschko. Weil der nicht bloß im Sportteil oder in den Klatschspalten der Zeitungen auftritt. Jetzt hoffe ich nur, dass er nie mehr boxt, denn mir würde jeder Schlag, den er einstecken muss, wehtun.

Na endlich! Die Wirtschaftsführer werden neuerdings danach gefragt und beurteilt, was ihr Unternehmen neben den Gewinnen an Positivem für die Gesellschaft abwirft. Das könnte und müsste man beispielsweise auch die Bestsellerautoren fragen, die das Land mit nichts als Sex and Crime überschwemmen. Und wenn auch die Bewertung der einzelnen Berufe sich danach richten würde, was für die Gesellschaft wertvoll ist, dann müsste der Toilettenmann oder die Krankenschwester ein höheres Gehalt bekommen als der Investmentbanker.

Der Bundespräsident Gauck fordert mehr internationales Engagement Deutschlands. Das geht an die Adresse des Militärs, das angesichts des aktuellen Zustands der Bundeswehr davon nicht begeistert ist. Und das geht an die Adresse der Bevölkerung, die hohe Kosten und viele Zinksärge befürchtet. Eine stärkere Teilhabe in der Praxis würde aber auch nicht zu der Tatsache passen, dass Deutschland nach wie vor nur alle paar Jahre die Chance bekommt, im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ein Wörtchen mitzureden. Wer nichts zu sagen hat, der braucht auch nicht dem Ruf nach stärkerem Engagement zu folgen. Und mit ihrer Forderung nach einem ständigen Sitz im Sicherheitsrat können unsere Politiker sich nicht durchsetzen.

Dass das Europäische Parlament so gut wie nichts zu sagen hat, wissen wir schon lange. Dass die EU-Parlamentarier aber wie im Himmel leben, ist längst nicht so bekannt. Dabei kriegt jeder von ihnen ein monatliches Grundgehalt von 8.000 Euro sowie eine allgemeine steuerfreie Kostenvergütung von 4.300 Euro und 21.200 Euro für die Führung von Büros und Mitarbeitern in Brüssel, Straßburg oder daheim. Das macht insgesamt 33.500 Euro im Monat. Dazu kassiert er bzw. sie ein Tagegeld von 304 Euro bei Anwesenheit (auch bei nur fingierter), eine Residenzzulage von 15 % des Grundgehalts und eine Aufwandsentschädigung von 607 Euro sowie 300 Euro Kindergeld pro Kind. Und damit man das Geld auch ausgeben kann, hat man einen Urlaubsanspruch von mehr als zehn Wochen. Und falls das Geld nicht reicht – natürlich haben unsere EU- Abgeordneten daneben auch noch das Recht auf Nebeneinkünfte.

Die saarländische Ministerpräsidentin hat einen neuen Stützstrumpf für ihr schönes, aber leider wirtschaftlich nicht überlebensfähiges Zwergland gestrickt: Die Zweisprachigkeit. Wenn sie es tatsächlich schafft, die Saarländer sowohl Deutsch als auch Französisch sprechen zu lassen, dann ist der von der Vernunft vorgeschriebene Gedanke an eine Zusammenlegung des Saarlands mit dem Land Rheinland-Pfalz endgültig passé. Haben die Pfälzer doch schon genug zu tun mit ihrem eigenen Zwei-Sprachen-System Pfälzisch und Hochdeutsch.

Und wieder ist sie ein großes Thema, die doppelte Staatsangehörigkeit. Dabei ist der Begriff ein Widersinn in sich. Gehört man doch entweder dem einen Staat oder dem anderen. Dass die Staatsführer das Wort „angehören“ gleichsetzen mit „gehören“ im Sinne von „besitzen“, wird deutlich, wenn es um die Zahlung der Steuern und um die Leistung von Wehrdienst geht. Und auch Geiselnehmer verlassen sich auf das Besitzdenken der Staatsführer. Aber warum soll man den Geiselnehmern nicht die Chance geben, gleich zwei Staaten auf einmal zu erpressen?

Weil die Olympischen Winterspiele in Sotschi bevorstehen, die uns in den Medien wieder viel Gerede einbringen, das ein bisschen daneben geht, von Olympiade statt Olympische Spiele und Fahnen statt Flaggen, hier ein Hinweis auf die beiden Stichwörter „Olympiade“ und „Flagge“ in meinem Läster-Lexikon.

Im bundesdeutschen Wohlstandsland bekommt die Post offenbar eine neue Aufgabe in der gutnachbarlichen Kommunikation: Über der Einwurfklappe des gelben Briefkastens an der Straßenecke finde ich einen angeklebten Zettel in Plastikfolie mit einer Telefonnummer und dem Hinweis, man habe eine Geldbörse mit Geld auf dem Briefkasten gefunden. Der Verlierer solle sich melden. Und an der Seite ein anderer Zettel, ebenfalls gegen Regen gesichert, auf dem sich jemand bedankt, dass man seine verlorene Armbanduhr auf den Briefkasten gelegt hat. Mit Telefonangabe, weil man sich gern persönlich bedanken wolle.

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.