659. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Wenn ich Tag für Tag in der Zeitung lese, wie kaltschnäuzig und wahllos religiöse Fanatiker ihre Mordwerkzeuge einsetzen, und wenn ich dabei Tag für Tag sehe, wie vor meinem Fenster die Leute ihren Wagen trotz größter Parkplatznot ganz selbstverständlich so abstellen, dass sie zwei Plätze einnehmen, verliere ich den Glauben an die Menschheit. Ist der Unterschied zwischen dem einen Verhalten und dem anderen doch nur ein gradueller.

Die Ukraine ist ein großes Land mit wertvollem Ackerboden und vielen Schätzen unter dem Boden, mit arbeitsamen Menschen und gemäßigtem Klima, und doch kommt dieses nach dem Fall des Eisernen Vorhangs befreite Land nicht auf einen grünen Zweig. Der einzige Grund ist: Man hat dort immer noch keine Politiker gefunden, die sich wirklich für das Aufblühen des Landes einsetzen und sich auch gegen Widerstände durchsetzen können. Nur konsequent, dass jetzt China beginnt, das Land aufzukaufen. Zunächst bloß eine Fläche von der Größe Brandenburgs, aber mit der Absicht, demnächst das Vielfache an Land zu kaufen.

Bei uns ist die Wahl mal wieder gelaufen. Und wieder einmal kann ich mich nur wundern, dass es in der Presse nicht die geringste Entrüstung gibt wegen der Verletzung des Geheimnischarakters der Wahl. Denn genau darum handelt es sich, wenn die Namen der Bürger, die zur Wahlurne gehen, auf einer Liste der Wahlberechtigten abgehakt werden. Damit wird von jedem Wahlberechtigten festgehalten, ob er gewählt hat oder nicht, was ja schon ein wesentlicher Teil des Wahlrechts ist und auch sehr wichtig wird, sobald radikale Parteien auftreten. Immer daran denken: 1933 zogen johlende Horden von Fanatikern in Uniform vor die Häuser von Bürgern, die noch nicht zur Wahl gegangen waren.

Die bei uns geltende 5-Prozent-Hürde zeigte sich bei dieser Bundestagswahl deutlich als ein Problem. Sie sorgte dafür, dass 15,8 % der gültig abgegebenen Stimmen unter den Tisch fielen. Das sind eindeutig zu viele Menschen, denen  ihr Recht zur demokratischen Mitwirkung genommen wurde, die also um ein Grundrecht gebracht wurden. Die 5-Prozent-Sperrklausel wurde bereits 2011 für die Europawahlen als mit dem Grundgesetz unvereinbar erklärt und deshalb abgeschafft. Jetzt ist offenbar auch für die inländischen Wahlen die Zeit gekommen, über eine niedrigere Sperrklausel nachzudenken. Vielleicht wäre eine 3-Prozent-Hürde hoch genug, uns Spinner vom Hals zu halten.

Die deutschen Sozialdemokraten haben den Begriff Gerechtigkeit zu ihrem Leib- und Magen-Thema gemacht. Da muss ich an den großen griechischen Philosophen Karneades von Kyrene denken, der von 214 – 128 vor unserer Zeitrechnung gelebt hat und in Athen die Schule des Skeptizismus vertrat. Im Jahre 155 wurde er als Gesandter nach Rom geschickt. Dort hielt er an einem Tag eine große Rede pro Gerechtigkeit, die auf Begeisterung stieß. Am nächsten Tag hielt er an derselben Stelle eine ebenso große Rede contra Gerechtigkeit, die ebenso überzeugend war und deshalb ebenso begeistert aufgenommen wurde. Kein Wunder, dass damals Cato der Ältere sich mit der Forderung durchsetzen konnte, den Philosophen schnellstens wieder nachhause zu schicken.

Die aktuelle Aufregung über die Entdeckung, dass die Amerikaner uns total aushorchen, wundert mich. Brachte doch schon vor fünfzehn Jahren, nämlich am 2. Juni 1998, die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen großen Artikel von Udo Ulfkotte, in dem es hieß: „Heute gibt es weltweit nicht ein Telefongespräch, ein Fax, eine E-Mail, Internet-Verbindung oder sonstige Datenübertragung, die nicht von amerikanischen Abhöreinrichtungen automatisch mitgeschnitten und später ausgewertet werden kann.“

Die US-Amerikaner haben ihre Vorfahren in vielen Ländern. Eindeutig die größte Gruppe von Amerikanern stammt von Deutschen ab. An zweiter Stelle kommen die Schwarzafrikaner. Und erst an fünfter Stelle steht die Gruppe, die von Engländern abstammt. Das sind gerade nur etwas mehr als halb so viele wie die Deutschstämmigen. Dennoch ist die Landessprache Englisch. Das ist das Ergebnis des katastrophalen Kulturbewusstseins, das für uns Deutsche typisch ist. Sozialwissenschaftler haben es schon vor Jahrzehnten erkannt: Die Deutschen im Ausland sind von allen eingewanderten Nationalitäten die schnellste im Aufgeben ihrer Sprache.

Der amerikanische Präsident Barack Obama hat die jetzt eingetretene Zahlungsunfähigkeit der staatlichen Verwaltung in Kauf genommen, um sein Gesundheitssystem zu realisieren, und das gegen den geschlossenen Widerstand der Konservativen und trotz der Hinweise anderer, dass diese Krankenversorgung für Jedermann sich kontraproduktiv auswirken werde. Die Erklärung für die präsidiale Hartnäckigkeit liegt in dem Namen, den die Presse diesem Gesundheitssystem gegeben hat: Obamacare. Damit haben die Zeitungsleute dem Präsidenten den Tipp gegeben, wie er sich ein Denkmal setzen  kann. Und Obama konnte nicht anders, koste es, was es wolle, als diesem Tipp zu folgen. Denn unser Ich ist stets die stärkste Antriebskraft.

Mein Mannheim-Roman „Hotel Pfälzer Hof“ trifft seit einigen Wochen auf ungewöhnlich großes Interesse in verschiedenen Städten Chinas, wie aus der NETZINE-Abrufstatistik hervorgeht. Was mich natürlich freut. Erstaunlich ist nur: Die Information über dieses Buch wird viel öfter angeklickt als die Informationen über meine anderen Bücher, sogar mehr als die über mein Erfolgsbuch „Favoritin zweier Herren“. Wer kann mir die auffällige Begeisterung der Chinesen für das Pfälzer Hotel erklären?

Bei der Gelegenheit: Ich werde immer wieder verwundert gefragt, wieso ich meinen NETZINE-Lesern alles kostenlos gebe. Dann muss ich zugeben, dass es sich dabei doch nur um kleine Appetit-Häppchen handelt, die Lust auf mehr Laufenberg-Literatur machen sollen. Und dieses Mehr bieten meine Bücher. Also denn: Wer Bücher kauft, der zeigt, dass er noch da ist.

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