656. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

Geld oder Leben? – Nein, Geld und Leben. Die Bürger Ägyptens, die bei Protesten von ihrer Polizei und ihrer Armee erschossen wurden, hatten ihre Kugeln selbst bezahlt. Mit ihren Steuern. Beschämend! Wie bei den Nazis, die sich von den Angehörigen hingerichteter Regimegegner die Hinrichtungskosten erstatten ließen.

Ach, Ägypten. Es drängen sich einem immer mehr historische Parallelen auf: Auch der entsetzlich barbarisch geführte Spanische Bürgerkrieg von 1936 -1939 wurde dadurch ausgelöst, dass Ideologen eine Wahl gewonnen hatten, wogegen das Militär aber putschte, weil ziemlich genau die Hälfte der Bevölkerung nicht unter der Herrschaft dieser Ideologie leben wollte. Halbe-Halbe, das ist das ungelöste und offenbar unlösbare Problem der Demokratie. Mögen sämtliche Götter die Ägypter vor einem den Spaniern ähnlichen Schicksal bewahren!

Auf einem Bauernhof ging mir auf, dass die kühl berechnende Einstellung des Landwirts gegenüber den natürlichen Bedürfnissen seiner Hühner und Gänse, Schweine und Kühe, die mit ihrem Leben und auch mit ihrem Sterben nur Ertrag bringen sollen, exakt die Einstellung ist, die Staatsführer gegenüber ihrem Volk haben. Andernfalls könnten die Bauern ihre Höfe nicht erhalten und die Staatsführer ihre Staaten nicht führen.

Alle reden vom Wetter, so hat die Bahn sich früher damit gebrüstet, dass sie immer fuhr, unabhängig vom Wetter. Neuerdings aber sind nicht nur Überschwemmungen Hemmschuhe, sondern auch große Kälte und große Hitze. Die Bahn wird halt immer moderner. Das ist der Zug der Zeit.

Bei der Deutschen Bahn herrscht akute Personalnot. So konnte jetzt der Bahnhof Mainz in den Abend- und Nachtstunden nicht angefahren werden, weil das Stellwerk nicht durchgehend mit Fahrdienstleitern besetzt war. Krankheit und Urlaub wurden als Gründe für diese unglaubliche Fehlleistung genannt. Und die Therapie? Man entlässt einen der Vorstände. Womit die Bahn noch weniger Personal hat. Ja, wenn die Herren Chefs weder an ihrem Platz noch im Stellwerk zu brauchen sind.

Im Abendprogramm des Fernsehens lief am Montag, den 12. August, wieder einmal der Film „Die Regenschirme von Cherbourg“. Sofort danach wurde meine Rezension dieses ungewöhnlichen Filmexperiments, die seit Jahren im NETZINE unter Vermischtes/Filmrezensionen steht, überraschend oft aufgerufen. Und am nächsten Tag ging das so weiter. Das heißt, ich bin aktueller als ich wusste.

Der moderne Tourist ist der Herr der Welt. Aber wer von ihnen glaubt, nikotinsüchtig zu sein, der hat mehr Probleme als Entdeckerfreuden. Weil er genau wie zuhause im Hotel nicht mehr rauchen darf, nicht im Zimmer und nicht im Restaurant, im Flieger schon lange nicht mehr, und auch alle Bahnhöfe sind, seit alle Züge elektrisch fahren, rauchlos. Also fährt der Herr im eigenen Wagen, wo ihm dann seine Frau das Rauchen verbietet. Seine letzte Rettung ist der Parkplatz, doch da steht er im Regen und gibt ein mehr als trauriges Bild ab.

Die Störtebeker-Festspiele auf Rügen sind ein sehr effektiver Touristenmagnet. Pro Saison kommen rund 380 000 Besucher. Da klingelt es in den Kassen der ganzen Region. Und ich frage mich: War es richtig, den Räuberhauptmann Störtebeker zu köpfen, wenn der Mann im Nachhinein so viel Geld ins Land bringt? Aber ohne das dramatische Kopf-Ab wäre das niemals möglich geworden. Deshalb muss ich mich wohl umgekehrt fragen: Müssten wir nicht konsequenterweise die Räuberhauptmänner der Bankhäuser von heute ebenfalls auf spektakuläre Weise einen Kopf kürzer machen, damit sie irgendwann als Touristenattraktionen viel Geld einbringen und so den gewaltigen volkswirtschaftlichen Schaden wieder gutmachen, den sie angerichtet haben?

Verboten werden müsste er, dieser Werbespruch der Apotheken-Rundschau: „Lesen was gesund macht.“ Weil so falsch. Nicht nur, dass das fehlende Komma hinter dem ersten Wort eine falsche Rechtschreibung propagiert; eine Unverschämtheit, wo unsere Lehrer doch schon Mühe genug haben mit den fehlenden Rechtschreibkenntnissen unserer Kinder. Vor allem aber wird man bekanntlich nicht gesund, sondern umso kranker, je mehr man über Krankheiten liest, weil es dann prompt da zwickt und dort juckt und überall drückt. So dass man zur nächsten Apotheke rennen muss, um sich dort irgendwas zu kaufen, was vielleicht dagegen hielt. Was jedenfalls den Apotheker gesund macht.

Um noch einmal daran zu erinnern: Am Freitag, den 23. August, lese ich um 20 Uhr im Soltauer Breidings Garten aus meinem Buch „Die Frauen des Malers“, der Romanbiografie des Malergenies Pieter Bruegel der Ältere, von dem jeder etliche Bilder kennt, über den man aber so gut wie nichts weiß. Neben einer schon sehr veralteten Romanbiografie von Felix Timmermans, der sich vor allem mit der Jugend des Malers beschäftigt hat, gibt es kaum andere literarische Wege hin zu diesem berühmten Maler als mein Buch über ihn und über die Entstehung seiner wichtigsten Gemälde. Wenn das nicht schon Anlass genug ist, die weitesten Wege zu machen, dann vielleicht das: Eintritt frei! Und Breidings Garten mit dem Palais und der romantischen Ruine aus dem 19. Jahrhundert ist ein historisches Schmuckstück.

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